Start » Ich bin hochsensibel – was tun?

Ich bin hochsensibel – was tun?

Ich bin hochsensibel – was tun?11 min Lesezeit

Wer kennt es nicht, dieses Gefühl, von der Welt überwältigt zu sein? Manchmal scheint alles zu laut, zu hell, zu intensiv. Hochsensible Menschen erleben diese Situationen häufiger als andere.

Aber was tun, wenn die Welt um uns herum zu viel wird?

In diesem Artikel berichte ich dir, wie du als hochsensibler Mensch diese Intensität bewältigen kannst. Ich zeige dir, wie du seinen Alltag strukturierst, um das Beste aus dieser besonderen Fähigkeit zu machen.

Außerdem gebe ich dir Tipps, wie du mit schwierigen Situationen umgehst und wie du dein Energie am besten kanalisierst.

Kernaussagen

  • Hochsensibilität ist kein Defekt, sondern ein Persönlichkeitsmerkmal, bei dem alltägliche Sinnesreize intensiver wahrgenommen werden. Sie ist nicht als Krankheit eingestuft, jedoch können hochsensible Menschen anfälliger für psychische Erkrankungen wie Angststörungen und Depressionen sein.
  • Achtsamkeit, einschließlich bewusstes Atmen und Fokussieren auf das Hier und Jetzt, ist ein wichtiger Aspekt beim Umgang mit Hochsensibilität.
  • Es ist wichtig, Situationen zu erkennen und zu vermeiden, die zu einer Überstimulation führen können, wie beispielsweise laute Umgebungen oder intensive visuelle Reize.
  • Die Kommunikation eigener Grenzen im sozialen Kontext und das bewusste Einplanen von Auszeiten oder ruhigen Phasen können helfen, Überstimulation zu vermeiden und das Wohlbefinden zu fördern.
  • Hochsensibilität kann eine Quelle von Kreativität sein und bietet die Möglichkeit, die Welt auf eine tiefere und intensivere Weise wahrzunehmen.
  • Unterstützung von Familie und Freunden, sowie professionelle psychologische Beratung können nützlich sein, um hochsensiblen Menschen zu helfen, effektiv mit ihrer Sensitivität umzugehen.

Was ist Hochsensibilität?

Hochsensibilität ist eine Eigenschaft, mit der viele Menschen leben (schätzungsweise 15-20 % der Bevölkerung sind als hochsensibel einzustufen) und die oft missverstanden wird.

Hochsensibilität als Persönlichkeitsmerkmal

Als hochsensible Person nimmt man alltägliche Sinnesreize stärker wahr als andere. Man ist quasi ein Schwamm, der alles aufsaugt.

Dies führt zu intensiveren und detaillierteren Wahrnehmungen, aber auch schneller zu Überreizung oder Stressgefühlen. Es gibt zwei grundlegende Meinungen zur Hochsensibilität in der Psychologie.

Einige sehen es als neues Persönlichkeitsmerkmal an, während andere es dem Neurotizismus zuschreiben – einer Dimension der Persönlichkeit, die die Fähigkeit zur Emotionskontrolle beschreibt.

Ursachen und Symptome der Hochsensibilität

Die genauen Ursachen für Hochsensibilität sind noch nicht vollständig geklärt. Sie scheint jedoch angeboren zu sein und entwickelt sich im Laufe des Lebens durch verschiedene Erfahrungen und Einflüsse weiter.

Symptomatisch für hochsensible Menschen ist eine besonders starke Reaktion auf äußere Reize: Licht, Geräusche oder auch Emotionen werden intensiver wahrgenommen. Oft zeigen sie auch stärkere Gefühlsreaktionen.

Diagnose der Hochsensibilität

Zur Erkennung von Hochsensibilität gibt es diverse Online-Tests, die mehr oder weniger wissenschaftlich evident sind. Auf dieser Seite findest du einen Hochsensibilität-Test, der auf eigenen Erfahrungen und dem Austausch mit Betroffenen beruht.

Eine konkrete Diagnose für Hochsensibilität gibt es allerdings nicht, da die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sie (bisher nicht) als Krankheit eingestuft hat. Stattdessen wird sie als Temperamentsmerkmal angesehen, das einen Teil der Persönlichkeit ausmacht.

Strategien für den Umgang mit Hochsensibilität im Alltag

Als hochsensibler Mensch kann der Alltag oft eine Herausforderung sein.

Die Welt scheint lauter, heller und intensiver zu sein als für andere Menschen. Doch es gibt verschiedene Strategien, die dabei helfen können, besser mit dieser Hochsensibilität umzugehen.

Buchempfehlungen:

  • Dr. Elaine N. Aron – Sind Sie hochsensibel?: Wie Sie Ihre Empfindsamkeit erkennen, verstehen und nutzen (Buch bei Amazon)
  • Luca RohlederDie Berufung für Hochsensible: Wie feinfühlige Menschen besser loslassen, ihr Urvertrauen stärken und berufliche Erfüllung finden können (Buch bei Amazon)
  • Anne HeintzeIch spüre was, was du nicht spürst: Wie Hochsensible ihre Kraftquellen entdecken (Lebenshilfe Potenzialentfaltung) (Buch bei Amazon)
  • Michael RepkowskyHochsensibel und glücklich! Das kleine Buch für große Herzen: Wie du achtsamer leben, deine innere Stärke aufbauen, deine Resilienz steigern & Stress bewältigen kannst. (Buch bei Amazon)

Die Bedeutung der Achtsamkeit

Achtsamkeit ist ein Schlüssel im Umgang mit Hochsensibilität
Achtsamkeit ist ein Schlüssel im Umgang mit Hochsensibilität

Einer der Schlüssel für einen gesunden Umgang mit Hochsensibilität ist Achtsamkeit.

Indem ich mich auf das Hier und Jetzt konzentriere, kann ich meine Aufmerksamkeit von überwältigenden Reizen ablenken und sie auf positive Aspekte richten. Es geht darum, bewusst wahrzunehmen was gerade passiert – ohne zu urteilen oder es zu analysieren.

Hochsensible tendieren zu Überdenken und malen sich alle mögliche Szenarien im Kopf aus, von denen letztendlich nur ein Bruchteil eintritt. Gerade in stressigen Situationen kann schnell alles zu viel werden, Hektik aufkommen und dann ist es besonders wichtig, sich auf das zu besinnen, was jetzt gerade passiert.

Eine wichtige Leitfrage ist: „Bewerte ich gerade die Situation selbst oder auf meine Reaktion auf die Situation?“. Häufig zweiteres, was schnell zu einer Selbstverurteilung führt, anstatt die Situation möglichst objektiv zu betrachten.

Bewusstsein und Vermeidung von überreizenden Situationen

Verständnis und Akzeptanz sind entscheidend für den Umgang mit Hochsensibilität. Ich darf verstehen, dass ich auf bestimmte Reize empfindlicher reagiere als andere Menschen – das ist völlig normal für hochsensible Personen wie mich.

Es hilft mir sehr wenn ich vorhersehbare Situationen kenne, die eine Überstimulation verursachen könnten: Lärmende Umgebungen wie ein voller Supermarkt oder ein belebtes Restaurant, intensive visuelle Reize wie grelles Licht oder schnelle Bildwechsel in Filmen.

Wenn ich solche Situationen erkenne, kann ich sie gegebenenfalls vermeiden oder Maßnahmen ergreifen, um die Auswirkungen zu minimieren.

Soziale Interaktion: Isolation vermeiden trotz Hochsensibilität

Hochsensible Menschen neigen manchmal dazu, sich sozial zu isolieren, um Überstimulation zu vermeiden. Aber das ist nicht immer eine gute Idee. Wir sind soziale Wesen und brauchen den Kontakt mit anderen Menschen.

Stattdessen ist es hilfreich, meine eigenen Grenzen zu kennen und diese auch klar zu kommunizieren.

Wenn eine Umgebung für mich überwältigend ist – zum Beispiel eine Party mit lauter Musik – dann kann ich offen sagen dass es mir gerade zu viel ist. Es geht nicht darum die Situation einfach nur „durchzustehen“, sondern darum ehrlich anzugeben was ich brauche – vielleicht einen ruhigeren Ort oder weniger intensiven Gesprächen.

Es gibt noch viele weitere Strategien und Techniken zur Bewältigung von Hochsensibilität im Alltag.

Jeder Mensch ist einzigartig und was bei einem funktioniert muss bei einem anderen nicht unbedingt wirksam sein. Daher gilt es auszuprobieren, welche Methoden am besten passen und dabei geduldig mit sich selbst zu sein.

Gefühle zulassen

Für hochsensible Menschen ist es besonders wichtig, den eigenen Gefühlen einen Raum zu geben. Nur wenn wir das tun, können die Gefühle in Bewegung kommen. Wenn wir z.B. der Angst keinen Raum geben, entwickelt sich schnell die Angst vor der Angst.

Daher ist es sinnvoll, dass du dir mehrfach am Tag Zeit für deine Gefühle nimmst. Ich nehme mir die Zeit, 4 x am Tag in meine Gefühle reinzufühlen, indem ich mich einfach auf einen Stuhl setze und in meinem Körper wahrnehme, welche Gefühle gerade präsent sind.

Der Kopf beginnt irgendwann, eine Geschichte zu erzählen und dann gilt es, wieder zu den Gefühlen zurückzukehren und die Gedanken nur freundlich wahrzunehmen, aber keine Aufmerksamkeit zu schenken.

Je regelmäßiger du das tust, desto eher signalisierst du deinem Körper, dass Gefühle sicher sind.

Eine wichtige Voraussetzung ist, dass du dich einigermaßen wohl und stabil fühlst. Falls du bemerkst, dass dein Nervensystem gerade überlastet ist, dann ist es sinnvoll, erst einmal das zu tun, was dich entspannt – abgesehen davon, dass Hochsensible sowieso schon häufig viel fühlen und es daher vollkommen in Ordnung und sogar wichtig ist, sich mit anderen Dingen abzulenken.

Gesundheitliche Aspekte der Hochsensibilität

Hochsensibilität kann sowohl körperliche als auch psychische Auswirkungen haben. Es ist wichtig, diese zu verstehen und Strategien für den Umgang damit zu entwickeln.

Ist Hochsensibilität eine Krankheit?

Hochsensibilität ist keine Krankheit, sondern ein Persönlichkeitsmerkmal.

Dies betont auch die US-Psychologin und Autorin Elaine Aron, die sich über 20 Jahre mit dem Thema Hochsensibilität beschäftigt hat. Sie weist darauf hin, dass hochsensible Menschen nicht defekt oder krank sind, sondern einfach anders wahrnehmen.

Es gibt jedoch einige psychische Erkrankungen, die bei hochsensiblen Menschen häufiger auftreten können. Dazu gehören beispielsweise Angststörungen und Depressionen.

Das liegt aber nicht an der Hochsensibilität an sich, sondern daran, wie die hochsensible Person mit ihrer Sensitivität umgeht und wie sie auf Stress reagiert.

Hochsensibilität und die Risiken einer Reizüberflutung

Hochsensible Menschen nehmen Sinnesreize intensiver wahr als andere. Diese intensive Wahrnehmung kann schnell zur Reizüberflutung führen.

Reizüberflutung kann verschiedene Symptome hervorrufen – von Unruhe und Nervosität bis hin zu Erschöpfung und Burnout. Deshalb ist es besonders wichtig für hochsensible Personen, regelmäßige Auszeiten einzuplanen sowie Pufferzeiten zur Entspannung zu nutzen.

Ein weiterer Aspekt ist die soziale Interaktion. Hochsensible Menschen können sich leicht überfordert fühlen, wenn sie mit vielen Menschen gleichzeitig interagieren oder in einer lauten und hektischen Umgebung sind.

Daher ist es wichtig, das eigene Wohlbefinden im Auge zu behalten und gegebenenfalls Grenzen zu setzen.

Insgesamt geht es darum, die eigene Sensitivität zu verstehen und anzunehmen. Dabei kann es hilfreich sein, verschiedene Strategien auszuprobieren und zu schauen, was am besten hilft – sei es Meditation, Yoga oder einfach nur ein ruhiges Buch in einer ruhigen Umgebung lesen.

Leben mit Hochsensibilität

Leben mit Hochsensibilität kann eine Herausforderung sein, aber es bietet auch viele Möglichkeiten. Es geht darum, die richtige Balance zu finden und seine einzigartigen Fähigkeiten zu nutzen.

Hochsensibilität und Kreativität

Hochsensibilität und Kunst
Kreativität ist für Hochsensible eine wundermögliche Möglichkeit, Gefühle zu verarbeiten

Ich habe festgestellt, dass meine Hochsensibilität oft Hand in Hand mit meiner Kreativität geht. Als hochsensible Person nehme ich alles intensiver wahr – Farben leuchten heller, Gerüche sind ausgeprägter und sogar Emotionen fühlen sich tiefer an.

Diese Intensität kann überwältigend sein, aber sie befeuert auch meine kreative Arbeit. Wenn ich schreibe oder künstlerisch aktiv bin, verwende ich diese tiefen Empfindungen als Quelle der Inspiration.

Hochsensibilität: Fluch oder Segen?

Es ist leicht zu denken, dass Hochsensibilität mehr Fluch als Segen ist. Die Welt kann laut und überwältigend erscheinen, besonders in sozialen Situationen oder in stressigen Umgebungen wie dem Arbeitsplatz.

Aber wenn man lernt damit umzugehen, kann man die Vorteile dieser Gabe wirklich schätzen lernen. Ich bemerke Dinge, die anderen entgehen könnten – kleine Details in der Natur zum Beispiel oder subtile Stimmungsänderungen bei meinen Freunden.

Anpassungsstrategien für hochsensible Menschen

Anpassung ist der Schlüssel zum Leben mit Hochsensibilität. Und das bedeutet nicht, sich an die Gesellschaft oder irgendwelche Normen anzupassen. Ich musste lernen, Grenzen zu setzen und mir Zeit für Ruhepausen zu nehmen – ganz besonders an hektischen Tagen im Büro oder nach sozialen Veranstaltungen.

Es ist wichtig zu erkennen, wann man eine Pause braucht und dann auch den Mut zu haben, diese einzufordern.

Unterstützung für hochsensible Menschen: Rollen von Angehörigen und Freunden

Auch wenn ich als hochsensibler Mensch lernen musste, mich selbst zu regulieren und mich um meine eigenen Bedürfnisse zu kümmern, spielt die Unterstützung meiner Familie und Freunde eine immense Rolle.

Sie verstehen nicht immer vollständig, was es bedeutet hochsensibel zu sein, aber sie sind bereit zuzuhören und anzuerkennen, dass meine Erfahrungen anders sind als ihre eigenen.

Diese Akzeptanz macht einen großen Unterschied in meinem Leben mit Hochsensibilität.

Psychologische Beratung und Hilfe bei Hochsensibilität

Hochsensible Menschen können sich oft überwältigt fühlen. Es ist wichtig, dass sie Unterstützung suchen, um Strategien zu entwickeln, die ihnen helfen, mit ihrer Hochsensibilität umzugehen.

Eine Möglichkeit besteht darin, psychologische Beratung oder Coaching in Anspruch zu nehmen. Hier sind einige Tipps, die dabei helfen können.

Tipps zur mentalen Abgrenzung

Ich habe festgestellt, dass mentale Abgrenzung eine effektive Methode für hochsensible Personen sein kann.

Es bedeutet im Grunde genommen, bewusst einen „Schutzwall“ zwischen sich selbst und potenziell stressigen oder belastenden Situationen aufzubauen.

Es geht nicht darum, sich emotional von anderen abzuschotten oder den Kontakt mit der Außenwelt zu vermeiden. Vielmehr geht es darum, seine eigenen Grenzen zu erkennen und zu respektieren und gegebenenfalls auch „Nein“ sagen zu können.

Wichtigkeit von Auszeiten und Ruhephasen

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist das Einplanen regelmäßiger Auszeiten und Ruhephasen im Alltag. Durch den intensiven Umgang mit Reizen benötigen hochsensible Personen mehr Zeit zur Verarbeitung dieser Eindrücke – seien es Geräusche, Gespräche oder visuelle Informationen.

Kurze Pausen während des Tages – zum Beispiel ein Spaziergang in der Natur oder ein Moment der Stille – können einen Unterschied machen.

Offene Kommunikation und inneren Stimmen lauschen

Als hochsensibler Mensch ist es außerdem wichtig, auf meine innere Stimme zu hören und meine Bedürfnisse offen zu kommunizieren.

Das kann bedeuten, einem Freund oder Kollegen zu sagen, dass ich eine Pause brauche oder mich in einer lauten Umgebung unwohl fühle. Es ist wichtig, sich daran zu erinnern, dass es okay ist, seine eigenen Grenzen zu setzen und für sein eigenes Wohlbefinden einzustehen.


Helfen dir diese Informationen? Ich hoffe es sehr 🙂 Findest du dennoch keinen guten Zugang zu deiner Hochsensibilität, fühlst dich häufiger überfordert in diversen Lebensbereichen, oder hast einfach das Bedürfnis, mehr über dich selbst und einen geeigneten Umgang mit deiner Hochsensibilität zu erfahren, dann könnte es hilfreich sein, dich intensiver mit dem Thema Hochsensibilität auseinanderzusetzen. ⮕ Ich möchte einen guten Umgang mit meiner Hochsensibilität finden.