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Symptome von Hochsensibilität9 min Lesezeit

Hochsensibilität ist ein Thema, das gerade in letzter Zeit viel Aufmerksamkeit erregt hat. Es gibt zahlreiche Webseiten, Artikel, Bücher, Coachings und Dokumentationen, die sich mit diesem Phänomen beschäftigen.

Die einen bezeichnen es als eine weitere Modeerscheinung, die anderen – und gerade Hochsensible – wissen, dass es sich um ein tiefgehendes und reales Persönlichkeitsmerkmal handelt, das das Leben in vielerlei Hinsicht beeinflusst.

Aber was bedeutet es eigentlich, hochsensibel zu sein? Und wie äußert sich diese Hochsensibilität in unserem Alltag?

Kernaussagen

  • Hochsensibilität ist keine Krankheit oder Störung, sondern eine andere Art der Wahrnehmung, die sowohl Herausforderungen als auch Chancen bietet.
  • Hauptindikatoren der Hochsensibilität sind eine intensivere Reaktion auf Reize, verfeinertes Empfinden von Emotionen und eine Tendenz zur Reizüberflutung und Stressanfälligkeit.
  • Kinder können bereits früh Symptome der Hochsensibilität aufweisen – intensive Reaktionen auf Licht und Geräusche, Ablehnung bestimmter Materialien oder Lebensmittel und ein sensibler Umgang mit anderen Kindern.
  • Das DOES-Modell von Elaine N. Aron identifiziert vier Kernsymptome der Hochsensibilität: Tiefe Verarbeitung, Überstimulation, emotionale Empfindsamkeit und Wahrnehmung feiner Nuancen.
  • Es gibt verschiedene körperliche, emotionale und mentale Hochsensibilitäts-Symptome, die von individuellen Unterschieden in der Wahrnehmung und Verarbeitung von Reizen und großen emotionalen Schwingungen reichen.
  • Selbst wenn Hochsensibilität sowohl bei Männern als auch bei Frauen auftritt, können sich die Symptome aufgrund gesellschaftlicher Rollenerwartungen unterschiedlich ausdrücken.
  • Diagnostische Werkzeuge für Hochsensibilität umfassen persönliche Beobachtung, Fragenbögen und professionelle psychologische Tests.

Was bedeutet Hochsensibilität?

Hochsensibilität ist ein Begriff, der immer häufiger in Gesprächen und Diskussionen über Persönlichkeitstypen auftaucht. Doch was genau bedeutet es, hochsensibel zu sein?

Zwischen Reizüberflutung und intensiverem Erleben

Als jemand, der die Welt um sich herum auf einer tieferen Ebene wahrnimmt, kann ich sagen, dass Hochsensibilität zwei Seiten einer Medaille hat – sowohl eine Gabe als auch eine Herausforderung. Einerseits erleben wir die Welt intensiver und nehmen Dinge wahr, die anderen vielleicht entgehen könnten. Andererseits sind wir anfälliger für Reizüberflutung und Stress.

Es gibt bestimmte körperliche Symptome bei Hochsensiblen Menschen. Zum einen reagieren sie stärker auf physische Reize wie Licht, Geräusche oder sogar Schmerzen – dies sind einige der Anzeichen von Hochsensibilität.

Es ist nicht ungewöhnlich für uns hochsensible Personen (HSP), schneller erschöpft zu sein oder mehr Zeit zur Regeneration zu benötigen.

Die Charaktereigenschaften von Hochsensiblen umfassen eine tiefere Verbindung zu unseren Emotionen und oft auch ein stärkeres Empathieempfinden gegenüber anderen. Dies kann dazu führen, dass wir uns leichter in andere hineinversetzen können, was wiederum unsere zwischenmenschlichen Beziehungen bereichern kann.

Wenn du vermutest, dass du hochsensibel bist und dich fragst: „Bin ich wirklich hochsensibel?“ – ein Hochsensibilitätstest könnte hilfreich sein. Es gibt verschiedene Tests und Fragebögen online, die dazu beitragen können, mehr Klarheit zu bekommen.

Es ist wichtig zu betonen, dass Hochsensibilität keine Krankheit oder Störung ist. Es handelt sich lediglich um eine andere Art der Wahrnehmung – etwas, das genutzt und geschätzt werden kann, solange man weiß, wie man damit umgeht.

Symptome und Anzeichen von Hochsensibilität

Hochsensible Menschen erleben die Welt intensiver als andere. Sie nehmen Reize verstärkt wahr, ob positiv oder negativ. Aber wie genau äußert sich das? Was sind die typischen Symptome und Merkmale?

Hochsensibilität bei Kindern

Bei Kindern kann sich Hochsensibilität schon früh zeigen. Einige reagieren besonders empfindlich auf Geräusche oder Licht, andere lehnen bestimmte Materialien oder Lebensmittel ab.

Wenn dein Kind bei kleinsten Geräuschen aufwacht, sich bei Lärm die Ohren zuhält oder Berührungen vermeidet, könnte dies ein Hinweis auf Hochsensibilität sein.

Doch Vorsicht! Nicht jedes Verhalten lässt gleich den Schluss zu, dass dein Kind hochsensibel ist. Manche Charaktereigenschaften von Hochsensiblen können auch bei durchschnittlich sensiblen Kindern auftreten oder ein Zeichen für eine andere Problemstellung sein – wie zum Beispiel ADHS oder Autismus-Spektrum-Störung.

Anfälligkeit für Stress und Ängste

Aufgrund ihrer intensiven Wahrnehmungsfähigkeit können hochsensible Menschen anfälliger für bestimmte körperliche Symptome und Erkrankungen sein. Sie reagieren oft stärker auf Stress und können schneller erschöpft sein – sowohl physisch als auch psychisch.

Reizüberflutung ist eines der häufigsten Probleme: Wenn zu viele Eindrücke gleichzeitig hereinkommen, kann es schnell zur Überforderung kommen – das gilt nicht nur für Kinder, sondern auch für Erwachsene. Ständige Überstimulation kann zu chronischer Erschöpfung und anderen gesundheitlichen Problemen führen.

Es ist wichtig, diese Anzeichen ernst zu nehmen. Es geht nicht darum, eine Diagnose als solche zu stellen, sondern eher um ein Verständnis für die eigene Wahrnehmung und Handhabung von Reizen.

Die vier Grundsymptome der Hochsensibilität

In diesem Abschnitt möchte ich dir die vier grundlegenden Symptome der Hochsensibilität nach dem DOES-Modell von Elaine N. Aron vorstellen.

Das DOES-Modell von Elaine N. Aron

Das DOES-Modell ist ein hilfreiches Werkzeug, um die Charaktereigenschaften von Hochsensiblen zu verstehen. Es besteht aus vier Schlüsselsymptomen:

  • Tiefe Verarbeitung (Depth of Processing)
  • Überstimulation (Overstimulation)
  • emotionale Empfindsamkeit (Emotional reactivity and empathy)
  • Wahrnehmung feiner Nuancen (Sensing Subtle Stimuli)

Hochsensible Menschen verarbeiten Informationen gründlicher und tiefer als der Durchschnitt der Bevölkerung. Dies ermöglicht es ihnen, vorausschauender und nachhaltiger zu denken.

Doch diese tiefgreifende Verarbeitung kann auch zu einer schnellen Erschöpfung führen – besonders dann, wenn sie vielen Reizen ausgesetzt sind.

Die Überstimulation bezieht sich auf das Phänomen der „Reizüberflutung“. Bei hochsensiblen Menschen kann dies schnell passieren, da sie Geräusche, Lichter und sogar Gefühle intensiver wahrnehmen.

Emotionale Empfindsamkeit bedeutet nicht nur, dass hochsensible Menschen ihre eigenen Emotionen intensiv erleben – sie sind oft auch sehr empathisch gegenüber anderen und nehmen die Gefühle ihrer Mitmenschen auf.

Und schließlich nehmen hochsensible Menschen feine Nuancen in ihrer Umgebung wahr, die anderen oft entgehen.

Unterschiedliche Symptome bei Mann und Frau

Männer und Frauen haben in der Regel einen abweichenden Zugang zu ihrer Hochsensibilität
Männer und Frauen haben in der Regel einen unterschiedlichen Zugang zu ihrer Hochsensibilität

Obwohl Hochsensibilität bei Männern und Frauen gleichermaßen vorkommt, können sich die Symptome unterschiedlich ausprägen. Männer neigen dazu, ihre hochsensible Seite zu unterdrücken, da Sensibilität oft als „nicht männlich“ wahrgenommen wird. Dies kann zu innerer Unruhe und Anspannung führen.

Frauen hingegen zeigen ihre Hochsensibilität oft offener. Sie sind eher bereit, über ihre Gefühle zu sprechen und Unterstützung zu suchen. Dennoch können sie aufgrund gesellschaftlicher Erwartungen Druck verspüren, ihre Sensibilität einzudämmen.

Es ist wichtig daran zu erinnern: Jede Person ist einzigartig, so auch ihr Erleben der Hochsensibilität.

Die körperlichen Symptome

Hochsensible Menschen nehmen Geräusche, Lichter und Emotionen intensiver wahr. Sie verarbeiten diese Eindrücke tiefer und detaillierter als andere.

Diese intensivere Wahrnehmung ist aber nicht nur auf die Umwelt beschränkt, sie betrifft auch den eigenen Körper. Daher sind hochsensible Menschen oft anfälliger für bestimmte körperliche Symptome.

Eines der häufigsten körperlichen Anzeichen von Hochsensibilität ist eine erhöhte Empfindlichkeit gegenüber physischen Sinnesreizen. Beispielsweise können grelles Licht oder laute Geräusche bei hochsensiblen Menschen starke Unbehagen oder sogar Schmerzen hervorrufen.

Ein weiteres Merkmal ist eine gesteigerte Reaktion auf Genussmittel wie Kaffee oder Alkohol, sowie auf Medikamente. Oft wirken solche Stoffe bei hochsensiblen Menschen schneller und intensiver.

Auch Hunger oder Müdigkeit werden von hochsensiblen Personen oft stärker wahrgenommen. Wenn sie hungrig oder müde sind, kann sich das in Form von starkem Unwohlsein äußern.

Es gibt jedoch keine allgemeingültige Liste von körperlichen Symptomen, da jeder Mensch seine Hochsensibilität anders erleben kann. Einige hochsensible Personen haben vielleicht nur ein paar dieser Symptome, während andere viele davon haben könnten.

Trotzdem können die oben genannten Merkmale ein guter Ausgangspunkt sein, um zu verstehen, ob du hochsensibel bist.

Emotionale Hochsensibilität

Hochsensible Menschen nehmen nicht nur körperliche Reize intensiver wahr, was sich in Form von körperlichen Symptomen äußern kann, sondern auch emotionale. Sie fühlen sich oft reizüberflutet durch die Gefühle anderer Personen, fast so, als wären es ihre eigenen.

Das kann sowohl positive als auch negative Emotionen verstärken.

Ein schöner Sonnenuntergang oder ein liebevoll geschriebener Brief können tiefe Freude hervorrufen. Konflikte oder negative Nachrichten können dagegen sehr belastend sein und Angst, Wut oder Traurigkeit auslösen.

Hochsensible Menschen spüren die Stimmungen anderer Menschen häufig sehr genau und können sich gut in sie einfühlen. Das macht sie zu wertvollen Freunden, Partnern und Kollegen, kann aber auch dazu führen, dass sie sich leicht ausgebrannt fühlen.

Auch körperliche Symptome können auftreten: Wenn du zum Beispiel feststellst, dass du nach emotional herausfordernden Zeiten muskuläre Verspannungen hast, könnte das ein Anzeichen für emotionale Hochsensibilität sein.

Erhöhte Stressanfälligkeit in sozialen Situationen

Es ist nicht ungewöhnlich, dass Hochsensible eine innere Unruhe verspüren oder sich in großen Gruppen unwohl fühlen, da diese Situationen häufig zu einer schnellen Reizüberflutung führen können. Körperliche Symptome wie Müdigkeit oder Erschöpfung sind ebenfalls häufige Anzeichen einer Überstimulation.

Es ist wichtig zu verstehen, dass diese erhöhte Stressanfälligkeit kein Zeichen von Schwäche ist. Doch es kann auch bedeuten, dass du dich situativ anpassen musst; zum Beispiel indem du deine Umgebung ruhiger gestaltest, eine Sonnenbrille oder schalldämpfende Kopfhörer benutzt.

Im Alltag mag es manchmal schwierig sein, solche Anpassungen vorzunehmen – aber glaube mir, es lohnt sich! Denn so kannst du dazu beitragen, das Risiko für Krankheiten wie Burnout oder Depressionen zu reduzieren.

Denk daran: Du bist nicht allein mit diesen Erfahrungen. Viele hochsensible Menschen berichten ähnliche Symptome und haben Strategien entwickelt, um mit diesen Herausforderungen umzugehen. Es ist ein ständiger Lernprozess, aber der Schlüssel liegt darin, sich selbst zu verstehen und auf die eigenen Bedürfnisse zu achten.

Umgang mit den Symptomen

All diese Symptome können dazu führen, dass man sich überfordert oder ausgelaugt fühlt.

Daher ist es wichtig, einen Schutzwall aufzubauen, um sich vor der ständigen Reizüberflutung zu schützen. Dieser Schutzwall kann in Form von persönlichen Grenzen, bewusster Abgrenzung und regelmäßigen Ruhepausen bestehen.

Es ist entscheidend, sich selbst besser kennenzulernen und zu verstehen, welche Situationen oder Menschen einen besonders stark beeinflussen.

Praktiken wie Meditation, Achtsamkeit oder das gezielte Aufsuchen von Rückzugsorten können helfen, sich zu erden und das innere Gleichgewicht wiederherzustellen. Auch der Austausch mit anderen hochsensiblen Menschen kann hilfreich sein, um sich verstanden und weniger allein zu fühlen.

Letztlich ist es essenziell, die eigenen Bedürfnisse ernst zu nehmen und für sich selbst Sorge zu tragen, um die positiven Aspekte der gesteigerten Empathie voll ausschöpfen zu können, ohne sich dabei selbst zu verlieren.


Helfen dir diese Informationen? Ich hoffe es sehr 🙂 Findest du dennoch keinen guten Zugang zu deiner Hochsensibilität, fühlst dich häufiger überfordert in diversen Lebensbereichen, oder hast einfach das Bedürfnis, mehr über dich selbst und einen geeigneten Umgang mit deiner Hochsensibilität zu erfahren, dann könnte es hilfreich sein, dich intensiver mit dem Thema Hochsensibilität auseinanderzusetzen. ⮕ Ich möchte einen guten Umgang mit meiner Hochsensibilität finden.