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Autor: Silvio Grätz

Silvio Grätz ist Wegbegleiter für hochsensible Macher/innen. Mit über 10 Jahren Erfahrung auf seiner eigenen Reise der bewussten Hochsensibilität unterstützt er hochsensible Menschen dabei, ihre Herausforderungen zu meistern und mehr Klarheit sowie Leichtigkeit in ihr Leben zu bringen. Durch seine Mitgliedschaft im Netzwerk Hochsensibilität und seine Ausbildung in der systemischen Therapie verfügt er über tiefes Verständnis und wertvolle Einblicke, die er in seine Arbeit integriert. Silvio verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz, der mentale, emotionale und körperliche Aspekte einbezieht.

Lore Sülwald

Lore-Suelwald
Lore Sülwald

•    bietet unter Coaching Baum, Coaching für Persönlichkeitsentwicklung im privaten und beruflichen Kontext an
•    ist systemischer Coach (Zertifikat)
•    hat einen Bachelor of Arts in Kulturwissenschaften (Schwerpunkt Philosophie)
•    hat 6 Jahre im Buchhandel gearbeitet
•    ist ausgebildete Industriekauffrau, mit 7 jähriger Tätigkeit in diversen Positionen und Branchen

Ihre Haltung als Coach

Jede Situation im Leben hat ihre ganz eigenen Qualitäten; die Kunst liegt darin, diese Qualitäten zu erkennen und für das eigene persönliche Wachstum zu nutzen. Daraus ergeben sich viele neue Handlungsmöglichkeiten und Kompetenzen, die wir positiv für uns einsetzen können. Hochsensible Menschen sind unglaublich vielseitig, kreativ und stark! Ich schaffe einen Rahmen, der Ihr Potenzial für Sie selbst und damit auch für Ihr Umfeld, sichtbar macht.

Zur Person

Vor ungefähr 9 Jahren wurde ich zum ersten Mal mit dem Begriff ‚Hochsensibilität’ konfrontiert. Damals dachte ich: „Was soll das denn sein, hochsensibel – so ein Blödsinn!“ Zu diesem Zeitpunkt hatte ich gerade angefangen in einer Buchhandlung zu arbeiten und ein Buch zu diesem Thema wurde bei mir bestellt. Da ich immer dachte, ich sei zu empfindlich und nicht belastbar genug, wollte ich das einfach nicht sein. Wieder und wieder wurde dasselbe Buch bei mir bestellt, bis ich es endlich (3 Jahre später) gelesen habe. Das war weit mehr als ein „Aha-Effekt“, so vieles hat sich dadurch für mich erklärt und ich konnte viele Situationen und Herausforderungen in meinem Leben neu bewerten.

Die professionelle Beschäftigung als Coach mit dem Thema Hochsensibilität geht somit immer mit meiner eigenen Hochsensibilität einher. Wie die amerikanische Psychotherapeutin und Professorin Dr. Elaine Aron, die diesen Begriff geprägt hat, sagt: „Mehr als alles andere, bin ich vor allem eine hochsensible Person.“

Für mich sind der Begriff und die damit verbundenen Differenzierungen wie eine Landkarte, die uns Überblick über unsere Landschaft, das heißt unsere Persönlichkeit, unsere Bedürfnisse und unsere Fähigkeiten ermöglicht. Diese Landkarte soll unser Wissen über uns selbst erweitern und dient uns als Instrument der Selbsterkenntnis. Allerdings ist Jede/r von uns noch so vieles mehr, als „nur“ hochsensibel.

Im Coaching-Prozess mit meinen Klienten ist mir wieder bewusst geworden was den Unterschied in der Arbeit mit hochsensiblen Menschen ausmacht. So bin ich auf das Thema als Arbeitsschwerpunkt aufmerksam geworden. Immer wieder wird mir die Abgrenzung zu nicht-hochsensiblen Menschen im Denken, im Fühlen, im Arbeiten, in zwischenmenschlichen Beziehungen und in der Reflexion bewusst. Hochsensibilität bedeutet eine unbeschreiblich große Ressource, derer sich viele hochsensible Menschen nicht bewusst sind. Diese Ressource für sie zu aktivieren und sichtbar zu machen ist mein persönliches Ziel.

Unser Zeitgeist unterliegt momentan sehr großen Veränderungen und viele Menschen haben ein starkes Bedürfnis nach Ruhe, Gelassenheit und Kooperation. Mehr und mehr bemerke ich, wie nicht-hochsensible Menschen an Reizüberflutung und Nervosität leiden. Daher ist der Raum für dieses Thema größer geworden und das Interesse mehr zu erfahren ist sehr hoch. In Vorträgen und Veröffentlichungen mache ich auf sehr unterschiedlichen Ebenen auf das Thema Hochsensibilität und den damit verbundenen Herausforderungen aufmerksam.

Website: www.coachingbaum.de

Coaching-Buch

Das Buch: Mein HSP-Coach – Hochsensibel leben

Mein HSP-Coach - Stefan Kunkat

In diesem Buch schreiben 26 Experten für Hochsensibilität zu ihren Herzensthemen.

Das macht dieses Buch so besonders: Ein Berufungscoach schreibt über Berufung. Eine Kinderbuchautorin schreibt über ihre therapeutische Arbeit mit Kindern. Eine Psychologin schreibt über Traumata. Die Beitragenden greifen Coaching-Beispiele aus ihrer Praxis auf und beschreiben Problemfelder und Arbeitsweisen aus ihren persönlichen Schwerpunkten. Niemand kann alle Facetten gleichermaßen in der Tiefe darstellen. Durch die bunte Vielfalt in den Themenbereichen der Coaches und Therapeuten ist es jedoch möglich, auf jeden Aspekt der Hochsensibilität ein ganz besonderes Augenmerk zu legen.

Wann ist dieses Buch etwas für Dich?

Das Buch wird Dir helfen, wenn Du

  • Deine Kindheit verstehen möchtest.
  • Deine Kinder achtsam begleiten möchtest.
  • Deine Scham verstehen und auflösen willst.
  • wertschätzende und glückliche Beziehungen führen willst.
  • Dich als hochsensibler Mann endlich „richtig“ fühlen willst.
  • lernen möchtest, Dich besser abzugrenzen.
  • den typischen und besonderen Herausforderungen im Beruf besser begegnen willst.
  • Deine Berufung finden und ergreifen möchtest.
  • nach Wegen suchst, Deine Hochsensibilität zunehmend als Gabe zu genießen.
  • die Hochsensibilität als Belastung erlebst und Anregungen und Wege suchst, dies zu ändern.
  • mehr darüber erfahren möchtest, wie die Hochsensibilität Dich und die Gesellschaft künftig verändern kann.

In diesem Buch erfährst Du mehr über das Thema Hochsensibilität. Es hilft Dir, wenn Du Dich einer ganz bestimmten Herausforderung stellen willst oder musst und Du Dir dafür Anregungen wünschst. Hier findest Du verschiedene Betrachtungs- und Herangehensweisen, die es für ähnliche Fragestellungen in Coaching und Therapie gibt und Du erhälst einen Einblick, was genau in Coaching und Therapie geschieht.

Hier hast Du die Chance Dich wiederzufinden und eine Vielzahl von Anregungen für Dein weiteres Leben mitzunehmen.

„Mein HSP-Coach“ – bei Amazon

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Mein HSP-Coach: Hochsensibel leben
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Zuletzt aktualisiert am 9. Mai 2024 um 7:38 . Wir weisen darauf hin, dass sich hier angezeigte Preise inzwischen geändert haben können. Alle Angaben ohne Gewähr.

Diese Coaches und Therapeuten sind dabei

Es ist tatsächlich gelungen, die Mehrheit der bereits publizierender Experten für Hochsensibilität für dieses Buch zu begeistern und zu gewinnen. Darüber hinaus gesellen sich Beiträge vieler weiterer Coaches und Therapeuten hinzu, deren Inhalte denen der Vorgenannten in nichts nachstehen!  Die Beiträge in diesem Buch sind geradezu gespickt von tiefsinnigen, erkenntnisreichen, berührenden und vor allem: hilfreichen Inhalten!

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Diese Coaches und Therapeuten haben an dem Buch mitgewirkt

Weitere Infos zu den beteiligten Coaches und Therapeuten findest Du in der Galerie der Kooperations-Partner.

Mein HSP-Coach – Das Inhaltsverzeichnis

Vorwort
Ein Geleitwort zum Buch – Birgit Trappmann-Korr
Vom Pauschalisieren und Stigmatisieren
Definition der Hochsensibilität
Lilith über ihre Hochsensibilität
Wie Sie Ihre Hochsensibilität erkennen
Coaching und Therapie

1. Hochsensible Kinder
Annelies über ihr Erleben als hochsensibles Kind
Typische Herausforderungen für hochsensible Kinder
Lernen, für sich selbst zu sorgen – Ariela Sager
Was hochsensible Kinder brauchen
2. Scham
Scham, Selbstregulation und Würde – Gudrun Schultheiß
Heilung durch Verstandensein – Sebastian Nitzschke
3. Hochsensibilität in Beziehungen
Beziehungen und Kommunikation – Ulrike Hensel
Von der Opferhaltung zur eigenen Kraft – Giovanni Arvaneh
Wie Hochsensible einen passenden Partner finden und sogar mit ihm glücklich werden – Jochen Meyer
4. Hochsensible Männer
Der hochsensible Mann – Anne Heintze
5. Abgrenzung
Wie grenze ich mich ab? – Eliane Reichardt
Abgrenzung, Grenzüberschreitung und die zerstörerische Seite der Hochsensibilität – Lore Sülwald
6. Hochsensibilität im Beruf
Typische Herausforderungen für Hochsensible im Beruf – Sylvia Harke
Die Bauchlandung des Optimierungsengels – Petra Tomschi
HSP in Führungspositionen – Corinna Kegel
Berufungscoaching – Reimar Lüngen
Beruf und Berufung – Begleiter des Lebens
7. Hochsensibilität als Gabe
Hochsensible Lebenslust – Kathrin Sohst
Sensibilität als Fähigkeit – Stephanie Hollstein
Mehr Power und Erfolg für Hochsensible – Susanne Hake
Die innere Ausrichtung – Caren Klaschka
8. Hochsensibilität als Belastung
Annelies über Hochsensibilität als Belastung
Die Belastung zeigt Wirkung – Katrin Dörfler
Gesundheitsressourcen hochsensibler Menschen – Jutta Böttcher
Trauma
Therapie bei Traumatisierung – Sophia Happel
Traumaforschung und somatic experiencing – Brigitte Küster (ehem. Schorr)
Die Rolle der Hochsensibilität bei der Entstehung neurotischen Leidens – Sebastian Nitzschke
Der Weg von Lilith – Erfahrungen einer Hochsensiblen
9. Hochsensibilität in der Zukunft – Ein Ausblick

Anhang
Anhang A: Worauf Sie achten können, wenn Sie ein Coaching oder eine Therapie in Anspruch nehmen wollen
Anhang B: Test zur Hochsensibilität
Anhang C: Literaturverzeichnis
Anhang D: Coaches und Therapeuten im Buch

Wie dieses Buch entstanden ist? Zum Buch-Blog hier entlang…

Caren Klaschka

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Caren Klaschka

Trainerin, Coach, Künstlerin und Autorin
Leiterin der Offenen HSP Gruppe Köln
Mitglied IFHS (Informations- und Forschungsverbundes Hochsensibilität e. V.)
Vorsitzende UWO (United World Organisation e. V.)

Zertifikate

  • Trainerin NLP (3rd Generation)
  • Transformative Mindfulness
  • psychologische Energiearbeit
  • Kunst und Medienwissenschaft (Studium, M.A. – Magistra Artium)
  • Medizinisch Technische Assistentin (Staatl. geprüfte MTA Radiologie)

Mein Weg

Bis heute richtet sich mein Fokus auf das Gedeihen von Menschen und Dingen in ihrer eigenen Stimmigkeit und Einzigartigkeit. Trotz all der Herausforderungen spürte ich von klein auf eine hochsensible Wahrnehmung von authentischer, schöpferischer Lebendigkeit. Heute spüre ich, wie die Strukturen und Anforderungen der Gesellschaft immer mehr an der Natur des Menschen und der Dinge vorbei gehen. Besonders an der Natur der Hochsensiblen.

Neugier, Drang und Menschenliebe ließen mich in verschiedene Fachgebiete, Richtungen und Methoden tief einsteigen. Dabei hatte ich das Glück einige dieser außergewöhnlichen Lehrenden über viele Jahre nah zu begleiten. Trotz all dieses Wissens rasselte ich in einen satten Burnout. Er bescherte mir den Boden und Raum für ein transformierendes Erleben.

Die Essenz meiner Erfahrung

Menschen können mit einer Vielfalt an Strategien, Methoden und energetischen Impulsen unerwünschte Phänomene an ihrer Person vorübergehend lindern und bessern. Das ist der wunderbare und durchaus hilfreiche Wert ihrer Anwendung. Über viele Jahre konnte ich den Wunsch von Optimierung bei den Menschen feststellen, im Bestreben etwas loszuwerden, zu überwinden oder zu erreichen. Gerade auch bei Hochsensiblen. Und bei mir selbst.

Eine nachhaltige Veränderung zeigte sich bei mir erst durch ein inneres Erleben, das eine gänzlich andere Grundhaltung in mir formte. Es war und ist wie ein Auftauchen von Lebendigkeit aus einem anderen inneren Ort heraus. Auch bei anderen Menschen beobachte ich nun diesen Wandel aufgrund dieses Erlebens. Dieses Erleben entsteht nicht aus Wollen, Wünschen, Wiederholen – vielmehr durch Zulassen.

Es scheint, als erlebe man jenseits der eigenen Person, Wesen, Hochsensibilität oder Umstände einen heilen Ort, ein Nicht-Leid in sich selbst. Hier ist die größte Lebensfreude und stärkste Lebenskraft. Immer. Sie bewirkt nicht nur eine vorübergehende Veränderung, sondern eine nachhaltige Transformation: von hier aus formen sich die Worte der Person neu und anders, wie von selbst, es fallen alte, hinderliche Verhaltensmuster in sich zusammen, von sich aus, es lassen einen die Dinge los und gleiten ab, von sich aus, statt dass man mit Methoden sich müht, loszulassen oder rhetorisch geschickter zu sprechen, Grenzen zu setzen oder selbstbewusster aufzutreten.

Die innere gewandelte Grundhaltung löst zudem aufgrund ihrer Natur einen Hormoncocktail im Körper aus, der Wohlsein, Immunstärke, Kraft und große Freude mit sich selbst verursacht. Eine solche Lebenshaltung ist kein Konzept, kein Tool, keine Methode. Sie ist unser größtes Potential. Ausdruck von schöpferischer Lebendigkeit in Stimmigkeit. Trotz und mit dem steten Strom an Reizen, Herausforderungen, Hindernissen und Ablenkungen.

Landart (kreatives Gestalten in der Natur mit Naturmaterialien) hat sich dabei als  ein besonders wirkungsvoller Rahmen offenbart, um sich selbst im Spiegel der Natur, leicht und tief zugleich in die Achtsamkeit und Präsenz zu führen, die das Erleben ermöglichen.

Meine Motivation

Es begeistert mich, mein Wissen und Erleben allen Hochsensiblen bereichernd und aufrichtig weiterzugeben. Ihre Wahrnehmung und Ausdruck sind kostbar für diese Welt, gerade in dieser Zeit. Ich sehe mein Sein als einen Beitrag dafür, das Wohl aller Wesen sowie ein wertschätzendes Miteinander zu inspirieren und zu fördern.
Dabei ist es mir ein dringendes Bedürfnis HSP zu stärken und allgemein die Einsicht und das Verständnis für die kostbare Gabe der Hochsensibilität zu mehren.

Die website von Caren Klaschka: carenklaschka.com

Jochen Meyer

Jochen Meyer

Jochen Meyer

Meine Angebote:

  • Single-Coaching für Hochsensible
  • Paarberatung

Vor einigen Jahren entdeckte ich, dass ich hochsensibel bin. Und natürlich fiel mir recht bald auf, dass ein großer Teil meiner Klienten ebenfalls zur Gruppe der Hochsensiblen zählt.

Als Coach arbeite ich gern mit Hochsensiblen,

  • weil sie mit ihrer besonderen Feinfühligkeit besonders schnell erfassen, worum es geht und was sie weiterbringt
  • weil ihr Tiefgang ihnen praktisch in jeder Sitzung ermöglicht, zu neuen Einsichten, Antworten und Lösungsschritten zu gelangen
  • weil sie über ein enormes Potential zu lieben verfügen und es meine Klienten (und mich) glücklicher macht, wenn sie dies ein Stück weit mehr „ins Leben bringen“

Hier der direkte link zur Website: jochen-meyer-coaching.de

Publikationen

Hochsensible Singles – Von den besonderen Stärken besonderer Menschen, in: KGS Berlin 9/2013

Glück, das überfordert – Das Erleben und die Potentiale von Hochsensiblen, in: KGS Berlin 3/2011

Lilith

Lilith

Mein Name ist Lilith (das ist jetzt bereits mein „erfundener2 Name“), ich bin 41 Jahre alt, in einer Beziehung und habe einen erwachsenen Sohn. Aufgewachsen bin ich teils in Deutschland, teils in Österreich in einer sehr sozialen, künstlerischen Familie zwischen zwei Brüdern. Ich bin ausgebildete Grundschullehrerin und Mentaltrainerin, habe jedoch in beiden Berufen nicht gearbeitet. Recht früh schon habe ich mich für andere Kulturen interessiert und viele Jahre Projekte für unbegleitete, minderjährige Flüchtlinge geleitet. Mit der EU-Osterweiterung wurden diese Projekte in Österreich jedoch eingestellt und ich wurde erstmals arbeitslos. In dieser Zeit entdeckte ich meine künstlerische Ader. Ich malte und schrieb, bis mir meine Beraterin im Arbeitsamt einen Job im selbigen anbot. Spontan sagte ich zu und arbeite aktuell als Leiterin eines Teams in der telefonischen Beratung für arbeitsuchenden Menschen und Unternehmen. Dieser berufliche Wechsel stellte für mich eine große Herausforderung dar. Ich erlebte einen persönlichen Wandel zwischen einer recht freien Projektwelt und einer sehr restriktiven Welt aus Paragrafen, Hoheitsgewalt und Überstruktur. Ich bin für beide beruflichen Erfahrungswelten und natürlich auch für das gesamte Konvolut meiner familiären und sozialen Erfahrungen sehr dankbar, da ich sie als Spiegel meiner Selbst wahrnehme. Ich spiegle mich in dem, was mir die Welt zeigt und in dieser Selbsterkenntnis lerne ich mich und meine Grenzen kennen. Was das mit meiner Hochsensibilität zu tun hat? Ich habe gemerkt, dass meine hohe empfindsame Wahrnehmung im künstlerischen, kreativen Ausdruck ein reines Geschenk ist. In der gesamten Palette der sozialen Beziehungen situationsbedingt ein Fluch oder ein Segen sein kann, da tiefes emotionales und sensorisches Empfinden eine unaussprechlich schöne Tiefe erreichen können, Tiefen jedoch auch Abgründe sein können. Im Bereich des öffentlichen Dienstes muss man als hochsensibler Mensch allerdingst schon sehr selbsterfahrungswillig sein oder das eigene existentielle Sicherheitsbedürfnis für einen Moment über viele andere Ansprüche stellen. Für mich gilt ein bisschen beides 🙂

Meine Hochsensibilität und ich haben eine ganz eigene Beziehung miteinander. Es gibt Momente, in denen ich sie so abgöttisch bedingungslos liebe, weil diese tiefe Wahrnehmung einen unglaublich erfüllenden Zustand erreichen kann. Es gibt aber auch Momente – und ich gebe ehrlich zu, dass das die häufigeren sind, da mag ich sie ins Exil stellen, auf den hinterletzten Mond verbannen, ins Gefängnis stecken oder einfach unsichtbar werden lassen. Optimal wäre die Möglichkeit, die Hochsensibilität ein- und ausschalten zu können. Das hat der Schöpfer, die Schöpferin oder die Genetik so aber leider nicht eingeräumt. Wenn ich meine Partnerin, die Hochsensibilität, beschreiben müsste, dann ist sie der Teil von mir, mit einer sehr intensiven, intuitiven, tiefen, sensorisch gesteigerten Wahrnehmung. Ja, und dieser Teil IST einfach. Man kann die Hochsensibilität, weil sie ja immer wieder sehr anstrengend und fordernd ist, auch nicht „wegbekommen“, verdrängen, unterdrücken, betäuben oder ignorieren. Das heißt, man kann das schon :-), aber das ist nicht sehr nachhaltig positiv wirksam! Also liegt der Weg schon recht klar auf der Hand. Mach sie zu Deinem Partner/Deiner Partnerin.

Ich habe mir auf diesem Weg den Gelassenheitsspruch von Friedrich Christoph Oetinger sehr zu Herzen genommen:

Gott, gebe mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann und die Weisheit, das eine vom andern zu unterscheiden. Gott, gebe mir die Geduld mit Veränderungen, die ihre Zeit brauchen,

und Wertschätzung für alles, was ich habe. Toleranz gegenüber jenen, mit anderen Schwierigkeiten und die Kraft, aufzustehen und es wieder zu versuchen –

Wie ich meine Hochsensibilität entdeckte

Wie kam ich eigentlich darauf, dass ich hochsensibel sein könnte?

Eines Tages postete eine ehemalige Schulkollegin einen Beitrag über Hochsensibilität auf Facebook. Ich habe ihn jedoch nicht gleich gelesen, da ich zu dieser Zeit in Bezug auf Lebenshilfebücher, Ratgeber, Fachartikel schon sehr übersättigt gewesen bin. Es ist eine Zeit gewesen, in der ich schon ganz bewusst nicht mehr hinschauen und hinfühlen wollte, da es nach unzähligen „Trial und Error-Wiederholungsschleifen“ zur Lösung meines Problems „eh nichts brachte und bringt.“ Einige Wochen darauf besuchte mich eine andere Freundin. Sie war aufgrund einer gescheiterten Beziehung ganz aufgelöst und erzählte mir an diesem langen Abend davon, dass es ihr immens schwer fällt mit emotional tiefgehenden Situationen zurecht zu kommen, sie sei einfach zu „zart besaitet“ und erzählte auch von einem gleichnamigen Buch. Auch hier habe ich in meiner Auseinandersetzungsresignation noch nicht gleich reagiert. „Zufällig“ – beim Anklicken eines falschen Links – stieß ich im Internet auf einen Fragebogen zum Thema Hochsensibilität. „Wenn sich das Thema schon so aufdrängt,“ dachte ich, „schaue ich mir den Fragebogen eben einfach einmal an“ – eher widerwillig, als neugierig. Wow, ich konnte beinahe jede Frage mit der vollen Punktezahl beantworten. In diesem Moment ist mir nicht nur die Farbe aus dem Gesicht gewichen, auch ein Stein fiel vom Herzen, die obligatorische Fehlspannung in meinem ganzen Körper entschied für eine Minute tiefenentspannt zu sein, ums Herz wurde es arm und weich und Tränen strömten über mein Gesicht!

Und dann fielen mir völlig unverhofft zwei sehr klare Momente ein, in denen ich schon einmal die Information erhielt, dass mein „Sosein“ nicht pathologisch ist. Vor gar nicht so langer Zeit entschied ich mich für eine Aufstellungsarbeit. Dabei ging es um meine „Lebensziele“. Ich stellte in diesem Zusammenhang auch meine Ressourcen – meine Förderer, und meine Blockaden – meine Verhinderer. Da es sich um eine verdeckte Aufstellung handelte, wussten die Statistinnen nicht, wen oder was sie darstellen. Zu meinen subjektiv schwierigsten Verhinderern gelten die ANGST und die teilweise massiven PSYCHOVEGETATIVEN KÖRPERSSYMPTOME. Mein definites Lebensziel war/ist die Freiheit – das frei sein von körperlichen und psychischen Symptomen. Da stand also die Freiheit mit einer Tafel Schokolade in weiter Ferne und lockte mich mit der gesamten Kunst der Verführung in ihre Richtung und ich stand wie angewurzelt, starr, unbeweglich und kopfschüttelnd da und hatte keine Idee, wie ich nur ansatzweise in diese Richtung gehen kann. Dich neben mir die Angst und über mir die körperlichen Symptome. Genau so fühlte ich mich auch! Was sich im Laufe dieser Aufstellung entwickelte, hat für mich zur Vollendung der Verwirrung geführt. Das Ergebnis: Die Angst ist mein engster Verbündeter, ich kann mich sogar an ihr Anlehnen, Geborgenheit erfahren und Halt bekommen, die körperlichen Symptome haben eine Art „Schutzengelfunktion“ in meinem Leben. Als ich in der Aufstellung diese beiden unliebsamen Verhinderer als meine Verbündeten annehmen konnte, marschierte ich federleicht, ohne Umschweife und Zögern geradewegs in die Arme der Freiheit. „So ein Blödsinn!“, dachte ich. Wie soll ich Angst und körperlich unangenehme, bedrohliche körperliche Symptome als meine Freunde und engsten Begleiter verstehen. Und so schon ich dieses Ergebnis enttäuscht, verärgert und verständnislos weg von mir. Und trotzdem gab es da einen Anteil in mir, der mir immer wieder laut in meinem Unbewussten einflüsterte: „Das stimmt aber! Das stimmt aber!“

Eine zweite Erfahrung hatte mich auch schon in diese Richtung blicken lassen. Mir wurde ein Institut empfohlen, das sich seit Jahrzehnten mit dem Imedis-System beschäftigt. Ein in Russland entwickeltes Gerät, das durch die Resonanz von Schwingungen im Körper Aufschluss auf Stärken und Schwächen des menschlichen Systems liefern kann. Damals sagte mir die Therapeutin: „Ich kann keine Hinweise auf ein psychiatrisches Krankheitsbild finden. Auffällig ist, dass ihre Zellen sehr schnell und präzise auf alles um sie herum reagieren. Sie scheinen trotz ihrer immensen inneren Stärke eine sehr, sehr dünne Haut zu haben. Sie gehören zu den Menschen, die in großen Menschenansammlungen einfach nichts zu suchen haben!“

Ich bin ich mich gegangen und habe erforscht, woran ich eine Hochsensibilität in meinem Leben eigentlich festmachen kann:

Die Herausforderungen meiner Hochsensibilität

Wenn ich in meinem Leben zurückschaue und nach Momenten suche, die auf eine Hochsensibilität zurückzuführen sind, werde ich schnell fündig. Als kleines Mädchen war ich sehr schüchtern und zurückhaltend. Meine Eltern führten eine sehr angespannte Ehe, was meist an festlichen Familienfeiertagen besonders stark zum Tragen kam. Nach außen sah das in etwa so aus: Meine Mutter stresste durch die Teilschritte zur Perfektion eines heiligungswürdigen Abends (Christbaum aufputzen, Kugeln polieren, Kekse backen, Weihnachtslieder aussuchen, Kochen, Putzen, Räucherkegel platzieren, Geschenke strategisch von den Kindern abschirmen, etc.), mein Vater saß in seinem Arbeitszimmer und erschien mit dem Chistkindglockenläuten und wirkte eher ein bisserl verloren, deplatziert und abwesend. Meine Mutter versuchte den Stress wegzulächeln und um Vermeidung jeglicher möglichen Eskalation. Während meine beiden Brüder dies überhaupt nicht so wahrnahmen und vom Christkind, den duftenden Keksen, weihnachtlicher Musik, glänzenden Kugeln geblendet waren, saß ich beinahe JEDES Jahr mit einem dicken Anginahalswickel vor dem Christbaum und fand das Fest nur mittelprächtig andächtig. Nach der Scheidung hat mir meine Mutter bestätigt, dass sie sogar für den Papa auf den Päckchen unterschrieben hat und er sich auch nie an die Geburtstage der Kinder erinnerte. Meine Angina war der perfekte Ausdruck unausgesprochenen Spannung, die Äußerung des Unausgesprochenen, quasi. Das zog sich genau so weiter. Vor einer unliebsamen Mathematikschularbeit bekam ich eine Gastritis, mit 11 Jahren erhielt ich für jeder Prüfung ein homöopathisches Mittel gegen Lampenfieber, während meiner Ausbildung zur Grundschullehrerin, die sehr verschult und restriktiv gewesen ist, wurde ich laufend ohnmächtig, in meiner Ausbildung zu Mentaltrainerin, wo ich vieles noch nicht so verstehen konnte wie heute, litt ich regemäßig unter Sehstörungen und einer Augenmigräne, als ich mich in meinem Lebensgefährten verliebt und die ersten Jahre der Fernbeziehung eine große emotionale Herausforderung darstellten, bekam ich massive Herzrhythmusstörungen (ventrikuläre Extrasystolen). Diese Liste kann ich lange fortführen. Ich scheine also sämtliche wesentlichen äußeren und inneren Prozesse in eine Art körperliche Symptomatik zu übersetzen. Das ist ganz schön anstrengend! Mein Anderssein habe ich auch schon sehr früh und sehr deutlich anhand weiterer Faktoren erkannt. An meinem ausgeprägten Gerechtigkeitssinn zum Beispiel. Ich kann es nicht hören, wenn jemand ein Kind anschreit, ich kann keinem Bettler und keiner Bettlerin auf der Straße in die Augen schauen, ich kann keinen Rassismus begreifen, der darauf begründet ist, dass man eben zufällig auf der Schokoladenseite der Erde geboren ist, ich kann keine Menschen riechen, die aus Profitgier mit der Gutmütigkeit anderer Menschen spielen, etc. Ich möchte dann sofort, das angeschriene Kind in den Arm nehmen, dem Bettler, der Bettlerin eine adäquate Arbeit besorgen oder zumindest ein Umfeld, das die Grundbedürfnisse erfüllt, den Rassisten/die Rassistin umarmen und spüren lassen, das Geborgenheit nicht durch Ausgrenzung entsteht, sondern durch Bedingungslosigkeit und dem gutmütigem Menschen erklären, wie Manipulation funktioniert und dass man im Leben auch ganz leicht „NEIN!“ sagen darf. Neben dem ausgeprägten Gerechtigkeitssinn kommt noch eine zutiefst ausgeprägte Unfähigkeit für Loyalität dazu. Maximal schlage ich mich wegen des Gerechtigkeitssinns auf die Seite des/der aktuell Schwächeren.

Wenn zwei Menschen in meinem Umfeld in einem Konflikt sind und ich höre mir beide Seiten an, kann ich sofort die subjektive Wahrheit beider erfassen. Dieses Mitfühlen stellt sich umgehend über meine Urteilsfähigkeit. Als meine Eltern sich scheiden ließen und meine Mutter in mir die weibliche Verbündete im Kampf gegen die Verletzungen, die mein Vater durch seine Abwesenheit und letztendlich seinen unangekündigten Auszug angerichtet hat, konnte ich das nicht. Ich konnte diese Rolle jedoch nicht einnehmen – klar liebt ein Kind immer beide Elternteile, aber ich konnte neben dem Schmerz meiner Mutter, die sich für die Familie beinahe aufgeopfert hat, auch meinen Vater verstehen. Familie war und ist nicht sein Lebenskonzept. Als Regisseur spielt sich sein Leben auf der Bühne ab und nicht im realen Leben. Ich habe sein Sein, seine Entscheidung und seine Klarheit akzeptiert und bin mittlerweile die Einzige in der Familie, die noch Kontakt zu ihm hat. Das Gleiche passiert, wenn zwei Freundinnen von mir streiten, es im Büro Auseinandersetzungen gibt oder Nachbarn nicht immer derselben Meinung sind. Ich fühle ich dann immer als Übersetzerin der jeweils subjektiven Wahrheit in die Sprache des anderen und umgekehrt. Das ist natürlich nur dann erfolgreich, wenn die subjektive Wahrheit verstanden werden will und das Ziel eine Einigung ist. Ich kann also ganz blitzschnell erkennen, wo ein Mensch in seiner Entwicklung in der Dynamik ist und wo nicht.

Und ganz ehrlich, bei mir selbst – obwohl ich viel dafür tue – kann ich das nicht. Es ist, als könnte ich Menschen und Situationen scannen, aber nicht mich selbst und Situationen, in denen ich unmittelbar beteiligt bin, da ich diese Betrachtungsdistanz aufgrund meiner emotionalen Beteiligung nicht schaffe.   Ganz oft will ich mich gar nicht einmischen oder angesprochen werden, ich kann aber keine Loyalität vorspielen, wenn mein Gehirn nur in der Lage ist, eine gewisse Gesamtheit der Situation wahrnehmen zu können. Es ist wie ein unbewusstes Wissen darüber, dass es keine „Schuld“ gibt, „Schuld“ resultiert immer aus einer ausgesprochenen oder unausgesprochenen Erwartungshaltung, einer daraus resultierenden Bewertung und Enttäuschung dieser Erwartungshaltung. Eine gewisse Offenheit in Bezug auf Loyalität kann ich für mich jedoch dann erkennen, wenn einem Menschen oder einem Tier willentlich und wissentlich Leid zugefügt wird. Und selbst da kann ich oftmals nachvollziehen, was in dem Leben dieses Menschen oder einer ganzen Gesellschaft passiert sein muss, dass es zu solchen Handlungen kommen kann.

Ein weiter Punkt, den ich schon immer kenne ist, dass ich fühle, was in einem bestimmten Umfeld gerade emotional passiert. Ich kann es nicht immer gleich benennen, doch ist mein Körper ein sehr sensibles Messgerät. Es können glücklich wirkende Menschen in einem Raum sein und sich fröhlich zuprosten, wenn eine Spannung da ist, macht sich mein Körper bemerkbar, daraufhin schärfen sich meine Sinne noch mehr und ich plötzlich erkenne ich den eifersüchtigen Blick, die Traurigkeit in den Augen, den geschluckten Ärger, die eingefallenen Schultern, die narzisstische Pose und das Zusammenspiel. Es ist ein Lesen zwischen den unbewussten Zeilen.

Ein weiter Aspekt ist die sensorische Wahrnehmung. Das Gefühl, dass alles schnell einmal zu viel ist. Auf einem schneebedeckten Berg mit Sonnenschein oder bei einem entgegenkommenden Fahrzeug in der Nacht, sehe ich gar nichts mehr, laute Filme, Computerspiele oder Baustellen – ein Alptraum, manchmal räume ich 2 Mal am Tag den Kühlschrank aus, weil ich bei diesem Geruch überzeugt bin, dass da ein verdorbenes Lebensmittel sein muss – finde aber nichts – ebenso kann ich kaum an einer Lüftungsanlage eines Gasthauses vorbei gehen und den Geruch von Frittier-Fett einatmen. Viele Menschen an einem Platz vermeide ich wo ich nur kann.

Am intensivsten nehme ich jedoch das vegetative System meines Körpers wahr. Es gibt Momente, wo es draußen unverhofft donnert und ich lesend am Sofa liegend beinahe zum Stehen komme, weil ich mich adrenalindurchflutet fühle, als würden 1000 Nadeln in meinen Körper stechen. Es gelingt mir kaum, meinen Körper im Wachzustand in eine lebbare Ausgeglichenheit von Spannung und Entspannung zu bringen. Ich fühle mich fehlgespannt, und kann auch eine gewisse psychosomatische Wandersymptomatik erkennen, die sich um meine Körpermitte bewegt. Der Magen ist flau, mein Solarplexus fühlt sich tief verwundet an und schmerzt, als könnte er weinen, ein Stein liegt auf meinen Brustkorb, jemand umfasst mein Herz und drückt zusammen, sodass es aus seinem Rhythmus kommt, ich kann nicht atmen, manchmal auch nicht gerade stehen, dann kauere ich mich sitzend zusammen (auch beim Essen oder Arbeiten zuhause) und versuche meine Körpervorderseite zu schützen. Ich bemerke einen Kloß in meinem Hals und kann kaum schlucken, meine Muskeln verkrampfen sich und finden kaum in die Entspannung – oftmals wissen sie gar nicht mehr, was Entspannung eigentlich ist.

Jetzt schreibe ich die ganze Zeit darüber, wie herausfordernd meine Hochsensibilität für mich ist, aber kaum darüber, dass sie auch eine ganz besondere Gabe sein kann:

Meine Hochsensibilität als Gabe

Wenn ich in einer Wiese liege, die Sonne durch meine geschlossenen Augen leuchtet, ich die Erde unter mir so spüre, als umarmte sie mich, die Vögel zwitschern und eine ganz zarter Windhauch durch meine Haare zieht, sodass mich dieses Spüren so einnimmt, dass ich keinen Gedanken denken kann, dann ist das ein Geschenk!

Wenn ich in den Armen meines langjährigen Freundes liege, abends nach einem langen Tag auf der Couch, meinen Kopf an seine Schulter lege, seine sanften Berührungen – stille, absichtslose, beinahe unbewussten Berührungen – und seinen Atmen auf meiner Haut spüre, und ich mich genauso fühle wie an dem Tag, an dem wir uns das erste Mal geküsst haben, dann ist das ein Geschenk!

Wenn ich in einen Raum komme, in dem die Spannung knistert, weil sich zwei Menschen nicht sagen, was gesagt werden sollte, aber es nicht aussprechen können, was ich schon fühlen kann, und nach dem folgenden Sturm die Luft wieder rein wird und die Stimmung klar und dann noch jemand „Danke!“ sagt, dann ist das ein Geschenk!

Wenn ich meine Mitarbeiterin anspreche, ob alles ok ist, und ich genau sehe, dass das nicht stimmt und ich sie daraufhin einlade, dass sie gerne auch später kommen kann, wenn sie darüber sprechen möchte – sie dann auch wirklich kommt und wir das Problem gemeinsam angehen können, dann ist das ein Geschenk!

Wenn ich mich auf den Boden lege und Musik höre und dabei jede einzelne Note in meinem Ohr in meinem Gehirn zu einem harmonischen Fest erwächst und das Vibrieren des Basses (nein, ich höre nicht sehr laut Musik ;-)) meinen Körper sanft schaukelt bis mir die Tränen über die Wangen laufen, dann ist das ein Geschenk!

Wenn ich am Abend spaziere gehe und eine Katze auf mich zukommt, ich mich bücke und sie streichle bis sie sich vetrauensvoll und ganz samt an mich schmiegt und für diesen kurzen Moment eine ganz sanfte Beziehung zwischen zwei unbekannten Seelen entsteht die mich tief berührt, so ist das Geschenk!

Es gibt viele solcher Geschenke des Momentes. Und auch Fähigkeiten, die aus dieser Sensibilität erwachsen, die nachhaltiger sind. Wenn meine FreundInnen mich beschreiben, dann würden sie sagen: „Warmherzig, tiefsinnig, empathisch, hilfsbereit, mitfühlend, kreativ.“  Ok, sie sagen auch „eigensinnig, freiheitsliebend, überperfektionistisch, übersensibel und manchmal sogar ein bisserl kleinkariert und detailverliebt!“ Stimmt wohl beides 😉

Also, ist das alles jetzt ein Fluch oder Gabe? Ich weiß es nicht. Jede Medaille hat zwei Seiten, die einfach nebeneinander existieren.

Therapie und Coaching

Erfahrungen

Hochsensibilität ist ja im Grunde nichts Exotisches, es ist einfach eine tiefere, intensivere Wahrnehmung als das, was als Durchschnitt definiert wird. Vom wem eigentlich? Wahrscheinlich, wäre mir diese Gabe/dieser Fluch gar nicht aufgefallen, wenn wir nicht in einer Gesellschaft leben würden, die sehr merkwürdige Parameter aufstellt. Die Gesellschaft erwartet einen Beitrag. Dieser Beitrag wird durch eine gewisse Leistung, die wir in einer vorgegebenen Hamsterradperformance abliefern müssen, gemessen. Wer nicht mitkommt, hat ein Defizit und erhält sogenannte fremddefinierte, anerkannte Maßnahmen, um wieder in dieses Spiel eingegliedert werden zu können. Diese Wiedereingliederung ist, wirtschaftlich gesehen, ein lukrativer Teil des Spieles. Um diese Wiedereingliederung flächendeckend umsetzen zu können, braucht es eine Struktur. Komischerweise versucht man dann den Menschen einer Schublade dieser Struktur zuzuordnen und wenn das erfolgt ist, gibt es ein vordefiniertes Maßnahmenpaket zur Behebung dieses Mangels. Wenn man ich keine dieser Schubladen passt, ist das für das System sehr problematisch und man versucht – wie die Stiefschwestern Aschenputtels – das Individuum mit Krampf und Druck zu schubladisieren (diagnostizieren).

Das klingt jetzt ein wenig zynisch, aber ich habe es eine lange Zeit lang so erlebt. Im Jahre 2005 ging es mir gesundheitlich nicht gut. Ich hatte undefinierbare körperliche Symptome, die immer schlimmer wurden. Das ging so weit, dass ich nur noch gezittert habe, mich in der Arbeit nicht mehr konzentrieren konnte und ich es morgens kaum noch aus dem Bett schaffte. Ich fühlte mich nicht depressiv, nicht ängstlich und geistig nicht besonders erschöpft. Ich ging zu meiner Hausärztin und beschrieb ihr meine Symptome. Ich muss dazu sagen, dass es offensichtlich einen Anteil in mir gibt, der es in solchen Situationen nicht zulässt, meine momentanen Emotionen offen zu zeigen. Ich habe also nicht weinend, verzweifelt und hilflos vor meiner Ärztin gesessen, sondern versucht reflexiv und analytisch die Situation zu schildern. Nach einer Odyssee an unterschiedlichen fachärztlichen Untersuchungen bin ich schließlich mit einem Fläschchen Passionsblütenextrakt und der verbalen Bestätigung, dass ich voll arbeitsfähig bin, wieder nach Hause geschickt worden. Ich arbeite ja auch sehr gerne und so quälte ich mich weitere Wochen täglich ins Büro. Ich arbeitete zu diese Zeit mit unbegleiteten, minderjährigen AsylwerberInnen – ein schöner und auch anstrengender Beruf. Dann überfiel mich aus dem Nichts eine Panikattacke – einmal im Auto und einmal ich einem Restaurant. Ich rief meine Ärztin an – wie gewohnt sachlich und förmlich – die mir empfahl den Passionsblütenextrakt regelmäßiger einzunehmen. Eine Woche später wurde es so schlimm, dass ich meinen Koffer packte, zu Fuß in die Psychiatrie ging und mich einweisen lassen wollte – „…denn wenn ich kerngesund bin, muss ich wohl ein schlimmer Hypochonder sein“, dachte ich. Der Facharzt lachte und meinte: „Für eine Einweisung haben sie mir definitiv zu viel Selbsthilfepotenial!“ Er entließ mich nach Hause in den Krankenstand und verschrieb mir Psychopharmaka. Diagnose: Erschöpfungsdepression. Die Medikamente verschlimmerten den Zustand weiter und so suchte ich eine Therapeutin auf. Ich konnte mir zu der Zeit keine Therapie leisten und so erstellte sie eine umfassende Diagnose, um einen Kassenplatz ansuchen zu können. Da saßen wir also mit dem dicken „Wälzer der Diagnosen“ beisammen und ackerten uns durch Listen von Symptomatiken. Das Ergebnis sollte eine klare Diagnose sein. Für eine Depression zu lebensfroh, für eine Angststörung zu mutig, für ein Burnout noch zu agil und auf Halluzinationen, Psychosen, Autoaggression oder Borderlineverhalten gab es auch keine Hinweise. Die Therapiestunden endeten mit einem Fragezeichen und dem Ergebnis „Ich weiß auch nicht was da bei ihnen los ist, sie sind sehr reflektiert, haben ihre Kindheit gut aufgearbeitet und scheinen Situationen auch gut analysieren zu können. Vielleicht sind sie einfach zu viel im Kopf. Gehen sie doch mehr in die Natur oder beginnen sie zu Tanzen!“

Diese Schleife: Arzt – Facharzt – Therapeut – kein Ergebnis wiederholte sich im Laufe der folgenden Jahre dreimal. 2009 bekam ich dann die Diagnose Hashimoto. Die Ärztin erklärte mir, dass meine Symptome durchaus daher kommen könnten und verschrieb mir ein Schilddrüsenmedikament. Es wurde nicht besser und die Schilddrüsenwerte bei jeder Untersuchung entweder in der kompletten Überfunktion oder Unterfunktion und da reichte eine Umstellung im Mikrogrammbereich. Nach 4 Jahren ist die Einstellung endlich gelungen. Meine vegetativen Auffälligkeiten sind jedoch immer noch da. „Wenn es schulmedizinisch nicht funktioniert“, dachte ich, „dann vielleicht mit Hilfe der Alternativmedizin!“ Es folgten Homöopathie, Akupunktur, Shiatsu und Qi Gong. Diese Therapien haben ein wenig Stabilisierung bewirkt, aber nicht den gewünschten Erfolg der weitgehenden Symptomfreiheit. Ein Jahr lang entschied ich mich für einen Exkurs in die Welt der Esoterik. Ich schreibe das bewusst so, weil es einen großen Unterschied zwischen Spiritualität/spiritueller Begleitung und dem „Ich heile dich, ich habe ein Wochenendseminar als Heilerin und Energetikerin absolviert und zum Abschluss eine Einweihung erhalten“ gibt. Ich ließ also mieses Karma beseitigen, Blockaden mit Edelsteinen auflösen, nahm völlig überdosierte Nahrungsergänzungsmittel und fragwürdige energetisierte Essenzen und merkte dabei gar nicht, wie sehr ich in eine Abhängigkeit geriet. „Wir haben noch nicht alles aufgelöst, das wird noch einige Zeit dauern!“ Es wurde mir suggeriert, dass nur ein „Berufener, Erleuchteter“ meinen „Zustand“ bereinigen kann, weil „ich selbst noch nicht soweit bin“. Ich habe einige Zeit gebraucht um zu merken, dass ich zunehmend meine Selbstverantwortung aufgab, meiner Intuition und meinen eigenen Selbstheilungskräften nicht mehr vertraute.

Rückblickend, habe ich die ganze Zeit an eine Milchmädchenrechnung geglaubt. Diagnose + Therapie = Heilung. Da es aber schon an der Diagnose gescheitert ist, habe ich an keine passende Therapie geglaubt und an Heilung war schon gar nicht zu denken. Im Jahr 2013 hat es dann einen weiteren Zusammenbruch gebraucht und ich beginne gerade meine Gleichung zu korrigieren: Persönlichkeit/Veranlagung + Selbstwahrnehmung/entsprechende Unterstützung + entsprechende Handlungen = bewusstes Leben

Wer muss sich eigentlich an wen anpassen? Gesellschaft, Umfeld, Freunde, Familie

Zwei Erkenntnisse empfinde ich als hilfreich:

  • AHA! Das strukturierte Schubladensystem ist zwar praktisch für Ärzte, Therapeuten und Krankenkassen aber weniger für das betroffene Individuum Mensch
  • Hm! Das kollektive Mangeldenken ist das Gift in der Suppe. Eine Diagnose beinhaltet einen „Nichtsollzustand“ – also die definierte Abweichung von einer Norm. Gemessen an dieser Norm, bin ich normal, oder eben nicht. Herausgehoben wird dabei, was einem Menschen fehlt. Es gibt aber keine Diagnose oder kein diagnostisches Interesse an einer Definition von Überfluss/Bereicherung/Ressource. Der Fokus liegt auf dem Mangel, der behoben werden muss. Und dieser Fokus in Bezug auf die Abweichung von einer Norm belastet. Mich zumindest. Es gibt zwar in der Gesellschaft „Weichmacher- Bestrebungen“, die aber meist mit einer verbalen Umdefinition enden und an der Haltung nichts ändern.

Ein Lösungsansatz

Ich bin zutiefst überzeugt, dass die Lösung unterschiedlichster „Probleme“ in der Aufhebung von Schubladen, Normdefinitionen, Bewertungen und Diagnosen mit Anpassungsziel liegen. Der Schlüssel liegt für mich darin, mich anzunehmen wie ich bin, mit der Bereitschaft das Beste zu geben, was ich kann und habe und dafür die Verantwortung zu übernehmen.

Ich habe diesbezüglich schon einmal einen Versuch gestartet. Ich hatte ein Projekt zu leiten. Für dieses Projekt hatte ich 7 Jobs zu vergeben, die unterschiedliche Anforderungen enthielten. Im Regelfall definiert man für die Erreichung eines Projektes ein Ziel, sucht das Personal nach den geforderten Fähigkeiten und Fertigkeiten aus und sagt den Menschen was sie zu tun haben. Ich habe für diese Projekt ein Hearing gemacht, den BewerberInnen ein ungefähres Ziel genannt und sie selbst definieren lassen, was sie genau einbringen können und möchten. Das Ergebnis war sensationell. Die BewerberInnen kreierten ihren eigenen Job selbst, fühlten sich für das Gewählte voll verantwortlich und konnten genau das einbringen, was sie sind und können. Ich habe noch nie so viel Kreativität erlebt – selbst das Ziel hat sich geändert, als im Tun und Wahrnehmen klar wurde, dass das im Kopf entstandene vordefinierte Ergebnis suboptimal gewesen ist. Das Projekt war ein sehr großer Erfolg.

Warum? Weil die handelnden Menschen keine Marionetten einer vorgegebenen Struktur mehr waren, weil die Förderung und Anerkennung der Individualität das beste Ergebnis liefert, weil die Menschen keiner vorgegebenen Norm entsprechen musste und sich ihren eigenen Ziele verpflichtet habe.

Wenn ich mit meiner Hochsensibilität im Leben diese Rahmenbedingungen hätte, würden meine sensitiven Eigenschaften als „Variante“ oder „Ressource“ erkannt werden, um etwas wahrzunehmen oder zu tun. Es bräuchte keine medizinische und therapeutische „Manipulation“, um geNORMt zu werden. Dieser Zugang wäre die Lösung für ganz viele „Probleme“. Endet das Defizitdenken, endet die NORM, das GeNORMtwerden, die Manipulation und der Druck zur Anpassung.

Wenn ich keine Konsequenzen, Schubladisierungen, Verurteilungen, Stigmatisierungen und schrägen Blicke fürchten muss – weil Manches außerhalb der (verlangten und erwarteten) Norm ist – darf ich mich zeigen wie ich bin, weil ich dann die Freiheit habe meine Ressourcen zu leben. Das bedingt aber ein Umfeld, das damit auch umgehen will.

Ein Beispiel aus meinem Teufelskreis: Ich arbeite im öffentlichen Dienst und dort im mittleren Management. Mein Aufgabenbereich entspricht zu einem großen Teil meinen Ressourcen. Wenn ich eine Dienstreise antreten muss, ist das für mich eine Katastrophe. In öffentlichen Verkehrsmitteln bekomme ich kaum Luft, in einem Seminarraum mit vielen Menschen fühle ich mich unwohl und werde nervös, muss ich einen Vortrag halten, zerreißt es mich innerlich, obwohl ich eine hochentwickelte Kommunikationsfähigkeit habe und grundsätzlich als ehemalige Lehrerin und Trainerin gut präsentieren kann. Beim gemeinsamen Essen sitze ich hungrig am Tisch. Ich bestelle das Essen mittlerweile mit der Begründung „Ich habe keinen Hunger!“ bereits im Vorfeld ab, da ich weiß, dass ich in dieser Anspannung nicht schlucken kann. Man merkt mir das aber nicht an, da ich mir in meinem Perfektionismus diese „Maske des Nichts-Anmerken-Lassens“ in jahrelanger Kleinstarbeit maßgenschneidert habe.

Nach meinem letzten Burnout habe ich mich im Leitungsteam geoutet. Ich habe mich gefühlt wie eine fehlplatzierte Psychostripperin. Die Resonanz war sehr ergreifend. Große Augen, hochgezogene Augenbrauen, Verständnislosigkeit. Nach dem „unangenehmen Tagesordnungspunkt“ ging sie Sitzung einfach weiter. Ich habe versucht mit einer Kollegin im Hintergrund einen Deal zu vereinbaren – sie übernimmt Dienstreisen, ich zeitliche unangenehme Dienste in der Firma. Mein Big Boss verschont mich still und heimlich durch planbare Dienstreiseneinteilungen, der Rest der KollegInnen belächelt dies und nimmt es sich auch gerne mal zum Spaß heraus mich in öffentlichen Sitzungen lächelnd explizit zu fragen, ob ich diese Reise denn nicht übernehmen möchte. Meine beiden Brüder sind trotz mehrmaliger Erklärungen stinksauer, dass ich sie nie besuchen kommen. Meine Mutter meint: „Reiß dich zusammen, der Weg aus der Angst führt durch die Angst. Das kann ja wohl nicht sein!“ und als mein Vater mich letztes Jahr nach dem Burnout in der REHA-Klinik besuchen kam, meinte er: „Mah, ich hätte auch gerne einmal Urlaub!“.

Ich habe jetzt vier Möglichkeiten:

  1. Maske wieder aufsetzen – durchgehen (wie die letzten Jahre) – wenn es zu viel wird: zusammenbrechen – wieder aufstehen – durchgehen …. Nö!
  2. Radikal das Umfeld wechseln: neuer Job, neue Eltern und Geschwister ….. Dazu mag ich meine Familie und meine Arbeit aber zu gerne 🙂
  3. Zu meinen „AbNORMitäten“ stehen und die Eisenbahn drüber fahren lasse … Oh ja bitte! … aber … die Harmonie, der Konflikt, das Einstehen für meine Bedürfnisse und (begrenzten) Möglichkeiten … Aua!
  4. Aus dem projizierten Mangeldenken heraustreten, gut bei sich bleiben, Kompromisse schließen, klare Entscheidungen treffen … Sehr vernünftig!

Was sind also mögliche Ziele einer Therapie/eines Coachings?

Jetzt bin ich also so weit gekommen, dass ich zur Selbstfindung keine pathologische Diagnose mehr brauche, mich auch von meinem Umfeld nicht mehr krank machen lasse, somit ist wohl erst der Weg für eine konstruktive Entwicklung frei. Den habe ich zwar erst begonnen, bin aber schon auf ein paar wichtige „Eigendiagnosen“ gestoßen:

  • Ich bin emotional sehr stark bei den emotionalen Geschichten und Ansichten anderer Menschen, suche Gerechtigkeit und Harmonie, investiere immens viel Energie dafür und erkenne dabei aber meine eigenen Grenzen nicht. Das passiert auch, wenn mich eine interessante Tätigkeit sehr einnimmt:

Auftrag: Grenzen erkennen lernen, Abgrenzen und rechtzeitig „NEIN!“ sagen

  • Wenn ich viel spüre und ich das aber nicht möchte, verstecke ich mich oder flüchte in andere Welten: Bücher, Filme, Fantasien, Internet, Schlafen. Wenn ich dem Jetzt gerade nicht entkomme und es mit zu viel wird, dann betäube ich mich: Kaffee, Zigaretten, und hin und wieder – wenn ich abends auswärts bin/sein muss – mit Alkohol:

Auftrag: Im Hier und Jetzt bleiben, Wahrnehmen und gesündere Lösungen finden

  • „Du verstehst mich nicht!“ Ich gehe manchmal davon aus, dass andere Menschen bestimmte Umstände auch so sehen und wahrnehmen müssen und finde es manchmal sehr ignorant, arrogant und kränkend, wenn das nicht so ist:

Auftrag: Erkennen und verstehen, dass nicht alle Menschen gleich intensiv wahrnehmen.

Und jetzt kommt das Wichtigste:

  • Ich kann mir folgende Frage nicht beantworten: „Was will ICH SELBST eigentlich so wirklich, wirklich?“ Was brauche eigentlich ICH SELBST, um wieder Kraft und Energie zu schöpfen? Uih, die Erkenntnis tut weh!

Auftrag: Mich selbst besser kennenlernen und ernst nehmen!

Wie könnte denn so eine Therapie/ein Coaching aussehen? Was wünsche ich mir?

Aus diesem, meinem Weg und den daraus gewonnen Erkenntnissen heraus, habe ich eine ganz gute Vorstellung, was für mich in einer Therapie/einem Coaching hilfreich ist. Und wahrscheinlich gibt es genauso viele Therapien, wie es Menschen gibt.

Ich wünsche mir einen Therapeuten/ eine Therapeutin oder Coach, der/die Hochsensibilität nicht als pathologisches Phänomen oder als eine Diagnose begreift. Ich bin aus meiner eigenen Biografie heraus überzeugt, dass Hochsensitivität eine Anlage ist, sowie andere Sinnesphänomene auch. Mein Sohn beispielsweise kann (genetisch bedingt) nicht riechen, hört jedoch in einem Frequenzbereich, den das menschliche Gehör im NORMalfall nicht hören kann. Es hilft in Bezug auf die Hochsensibilität also herzlich wenig, die Biografie des Unterbewusstseins in monatelanger Knochenarbeit nach traumatischen Erlebnissen in der Schwangerschaft, Geburt und frühen Kindheit zu durchforsten.

Der erste Schritt ist für mich das Begleiten oder Erarbeiten der Erkenntnis, dass es hier um keinen Mangel geht, der behoben werden muss, sondern um eine Anlage, eine Gabe, die herzlich Willkommen ist und einen würdevollen Platz im eigenen System erhalten darf. Diese Einladung ist wahrscheinlich nicht leicht auszusprechen und anzunehmen, aber notwendig!

Ich wünsche mir einen Therapeuten/ eine Therapeutin oder Coach, der mich in der Stärkung meines Selbstbewusstseins unterstützt. „So wie du bist, bist du ok!“, „Es ist in Ordnung, wenn du Rückzug brauchst!“, „Es ist in Ordnung, dass für dich bestimmte Situation deutlich belastender ist, als für viele andere Menschen!“, „Es ist in Ordnung, „NEIN!“ zu sagen!“, „Deine Wahrnehmung ist richtig!“, „Tiefsinnigkeit bedeutet nicht, kompliziert zu sein!“ – Um das Thema Hochsensibilität haben sich in mir eine Menge ungünstiger Glaubenssätze gebaut, die es aufzuspüren und zu konstruktivieren gilt.

Ganz wesentlich ist in diesem Zusammenhang die Frage: „Was brauchst du? Was stärkt dich? Was kannst du tun oder lassen um Kraft und Energie aufzutanken?“ Und an der Stelle darf mein(e) Therapeutin/mein Coach nicht verzweifeln, sondern muss geduldig dran bleiben ;-).

Ich wünsche mir einen Therapeuten/eine Therapeutin oder Coach, der/die meine Selbstwahrnehmung mit mir analysiert, übt und einzuordnen hilft. Ich, du und die Grenze. Was spürst du in dieser/jener Situation? Was davon gehört wirklich zu dir? Was gehört zu jemandem anderen? Wann genau merkst du Überforderung/Überreizung?“ Merkst du Grenzen und Überschreitungen? Dann, wenn sie schon überschritten ist? Währenddessen? Vorher? Und was tust du dann? Und wenn du über die Grenze gehst, warum? Was ist der heimliche Gewinn? Was willst du vermeiden?

Ich weiß, dass es für diesen Prozess sehr hilfreich ist, ein Tagebuch zu schreiben. Das ist für mich eine große Herausforderung, da ich oftmals nicht die nötige Disziplin dafür aufbringe – mir die Zeit zu nehmen und es dann auch wirklich zu tun. Auch das ist ein wichtiger Punkt! Ich bin in der Arbeit sehr genau und gewissenhaft, meine Wohnung ist nicht steril aber immer sauber und in Ordnung (auch wenn ich manchmal noch in der Nacht das Waschbecken putze, wenn ich es gerade für notwendig halte). Wenn mein Sohn etwas braucht, tue ich das, wenn ich um Hilfe gebeten werde, setze ich mich ohne zu überlegen ins Auto und fahre – immer! Wenn aber mein Körper um Hilfe ruft, wünsche ich mir, dass er einfach Ruhe gibt. In den Bereich „Ich sorge für mich“ gehört: gesunde Ernährung, das weitegehende Weglassen von Koffein, Nikotin und weißen Zucker, körperliche Bewegung, geregelter Tag- Nacht – Rhythmus! Und irgendein Persönlichkeitsanteil in mir hat mit diesen Auflagen keine – aber auch schon gar keine Freude! Ich rauche, trinke viel koffeinfreien Kaffee (ist auch nicht gesünder) und liebe Süßigkeiten! „Wir nehmen es hin unglücklich zu sein, aus Angst vor Veränderung!“ und Zerstörung von Gewohnheiten ist ein Geschenk. „Zerstörung ist eine Hilfestellung zum Wandel“, heißt es in einem meiner Lieblingsfilme (Eat, Pray, Love). Wie ich diesen Mechanismus knacken kann, weiß ich noch nicht!

Ich wünsche mir einen Therapeuten/eine Therapeutin oder Coach, der/die erkennt, dass das Phänomen Hochsensibilität für mich ein Bereich ist, den ich nicht nur auf der kognitiven, analytisch-reflektierenden Ebene bearbeiten kann. Ich weiß Vieles, kann es aber gar nicht mal so gut umsetzen! Hilfreich sind konkrete Übungen zur Körperwahrnehmung. Da ich mich die meiste Zeit in einer massiven körperlichen Anspannung befinde, sind auch Atemübungen und Entspannungsübungen sehr, sehr hilfreich. Unterstützend auch Massagen, Shiatsu, Akupunktur. Das geht halt nur, wenn das Budget dafür da ist – also nicht so oft! Es sei denn, die Krankenkassen erkennen, dass in vielem Prävention günstiger ist als die folgenden Akutbehandlungen und Ausfälle aufgrund von Krankenständen (aber das ist eine andere Geschichte). Manchmal finde ich auch Unterstützung, wenn ich meinen Körper mit der Kraft von Kräutern versorge: Melisse, Lavendel, Baldrian, Passiflora, Angelikawurzel.

Ich habe immer wieder versucht mit Visualisierungen zu arbeiten – Techniken aus dem Mentaltraining, die bei dem Thema Schutz und Abgrenzung im Grunde gut helfen. Das ist mir jedoch in den akuten Momenten noch nicht gut gelungen. Ich gehe davon aus, dass sich durch die lange Zeit der Überforderung, Überreizung und den vielen (Über-)Grenzgängen bereits ein Angstkreislauf in mir entwickelt hat. Schon hilfreich sind hingegen geführte Meditationen und Fantasiereisen in einer ruhigen Atmosphäre.

Von einer guten Therapie erwarte ich mir ein Stück Begleitung und Hilfestellung zur Selbsthilfe. Wenn es gelingt herauszuarbeiten, was die eigene Hochsensibilität für Chancen und Grenzen für den Klienten/die Klientin bietet und an welcher Schnittstelle bestimmte Denkmuster, Handlungen und Entwicklungen ungesund/schädlich werden, ist schon viel geschafft. Ein Therapeut/eine Therapeutin kann durch Gespräche sicher helfen, diese Muster zu erkennen und den Blick für diese Grenzen zu schärfen. Wie lange der Prozess dauert, bis die eigene Hochsensibilität erkannt, angenommen, von pathologischen Mustern abgegrenzt und eine adäquate Strategie aufgebaut werden kann, ist wohl sehr individuell und ich denke auch nicht, dass dieser Prozess statisch ist – zwei Schritte nach vor und einer zurück! Ich glaube, dass nach nicht alle diese Schritte therapeutisch begleitet werden müssen. Ich bin schnell im Erkennen, aber extrem therapieresistent in der Umsetzung gesundheitsfördernder Muster. Bei anderen ist der Prozess des Erkennens die Geburt in ein besseres Leben. Und dann kommt es natürlich auch noch auf den Therapeuten und seine/ihre Lieblingsdiagnose/Spezialgebiet an ;-).

Ich würde mich an einen Therapeuten/eine Therapeutin wenden, die sich mit dem Thema Hochsensibilität bereits beschäftigt hat und nicht ausschließlich mit der Methode der klientInnenzentrierten Therapie arbeitet. Ich glaube, dass ein ausgewogener Mix aus verbaler Analyse, kreativer Gestaltung und Körperarbeit gut ist.

Dieses Thema wäre wahrscheinlich auch sehr gut in einer Praxisgemeinschaft aufgehoben, die mit unterschiedlichen Ansätzen arbeiten. Weiter habe ich mir überlegt, ob die Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe auch eine Möglichkeit darstellt. Habe jedoch bei meinem Reha-Aufenthalt die Erfahrung gemacht, dass ich danach noch belasteter gewesen bin. Ganz kritisch finde ich Chatgruppen im Internet, die unbegleitet und unmoderiert oftmals mehr Verunsicherung als Stärkung verursachen.

Annelies

Annelies

Meine Kindheit und Jugend

Mein Name ist Annelies (Alias-Name) und ich lebte als Kind in einer Großstadt, mitten im Zentrum. Schon in jungen Jahren habe ich gespürt, dass ich anders bin. Spielten die Kinder in meiner Umgebung laut, fröhlich und unbeschwert miteinander, zog ich mich zurück oder beobachtete aus „sicherer“ Entfernung das Spiel und Treiben anderer Kinder. Es war mir schlicht zu laut und zu viel. Ich konnte mich nicht auf alle im Spiel beteiligten Kinder einlassen. Lediglich in kleineren Spielgruppen, so in überschaubaren Zweiergruppen, und in Folge mit gemäßigter Lautstärke wollte ich mitspielen, ohne dass ich mich genervt fühlte. Ich begann schon zeitig gleichgesinnte Kinder zu suchen, mit denen ein Spiel, ob im Freien oder in Räumen, nicht in ein Toben oder Umhertollen ausartete. So fand ich zwar meist nur ein paar wenige Spielfreunde, dafür konnte ich mich jedoch sehr intensiv mit ihnen beschäftigen. Für andere Kinder blieb ich in gewisser Weise ein Außenseiter und wurde auch so manches Mal gehänselt oder ignoriert.

Ich kann mich erinnern, dass ich als 3 bis 4-Jährige auf einer Betriebsweihnachtsfeier meines Vaters in einem Schneeflöckchenkostüm ein Gedicht aufsagen sollte. Das Kostüm kratzte am Hals und an den Armen, die Watteflöckchen kitzelten auf dem Kopf und die Erwartungshaltung der vielen Menschen mit „Saalstimmung“ überforderte mich total. Ich wurde gedrängt, geschubst, angefasst, weil ich doch so niedlich anzuschauen war. Mir waren der Trubel und die Aufmerksamkeit zu viel, so dass ich überempfindlich reagierte und vor allen Anwesenden weinte. Von allen Seiten kam die Aufforderung: >> Nun stell dich doch nicht so an. << Die Enttäuschung war groß und mein Vater schämte sich letztlich für mich.

Mein Elternhaus, insbesondere die Beziehung meiner Eltern untereinander wie auch zu uns Kindern, habe ich während meiner gesamten Kinder- und Jugendzeit als sehr kompliziert erlebt. Meine Eltern stritten oft laut und mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln. So wurden heftig Türen geschlagen, Gegenstände zu Boden geworfen oder ein Elternteil verließ derb schimpfend und mit theatralischem Abgang abrupt für Stunden das Haus. Als ältere Tochter blieb ich mit meinem jüngeren Geschwisterkind zurück, ohne verstehen zu können, was da passiert. Wir wurden von den Eltern mit Härte und Nachdruck zum Stillschweigen beauftragt. Intuitiv suchte ich nach Möglichkeiten der Abgrenzung und des Rückzuges. Ich spielte zwar Szenen des Familienlebens mit meinen Puppen und Teddys nach, allerdings in ruhiger Atmosphäre und mit gutem Ausgang. Da oftmals kein Ende des häuslichen Chaos in Aussicht war, versteckte ich mich auch unter Decken und Kissen, die ich als eine Art „sicheren Ort“ um einen Tisch dekorierte. In Dunkelheit und mit gedämpfter Lautstärke beobachtete ich das Geschehen, ohne mittendrin sein zu müssen. Ich bemerkte, dass ich in der Lage war, kleinste Veränderungen der Gefühlslagen meiner Eltern in der häuslichen Situation im Vorfeld erspüren zu können, so dass ich mich bei geringsten Anzeichen vor möglichen Eskalationen schützen konnte. Betrat beispielsweise mein Vater nach der Arbeit die Wohnung und begegnete meiner Mutter, war für mich nach gefühlten Sekunden schon klar, wie der weitere Ablauf von statten gehen würde. Selbst bei gedämpften Gesprächen meiner Eltern konnte ich zwischen ihren Worten etwaige Unstimmigkeiten erkennen. Oft bezog ich ihre geäußerten Vorwürfe und Unzufriedenheit auf mich. Ich war der Überzeugung, dass sich die gesamte häuslich-familiäre Situation wesentlich verbessern könnte, würde ich mir nur mehr Mühe in meinem Verhalten geben. So nahm ich mir die Dinge zu Herzen, grübelte viel und konnte schlecht einschlafen.

Aufgrund der sich wiederholenden Differenzen meiner Eltern, verfolgte mein Vater seine weitere berufliche Karriere in längerfristigen Auslandsaufenthalten. Dadurch blieb meine Mutter mit uns Kindern in der Häuslichkeit allein zurück und stieß an ihre Belastungsgrenze. Sie versuchte ihr Unvermögen zu kompensieren, indem sie mich als Partnerersatz in jegliche Problematiken einbezog. So wurde ich im Alter von 7 Jahren für meine Mutter „Partner/Mann“, „Freundin“, „Haushaltshilfe“, „Kinderbetreuerin“ und „Seelsorgerin“ in einer Person. Erledigte ich die mir übertragenen Aufgaben und Rollen nicht zu ihrer Zufriedenheit, reagierte sie mit Unverständnis, Wut und Frustration. Sie beschimpfte oder misshandelte mich und gab mir zu verstehen, dass ich nicht ihr perfektes Kind/Partner war. Ihre Enttäuschung ließ sie mich in Worten und Taten wissen und oft verstieß sie mich auch aus dem häuslichen Bereich. In Folge gab ich mir noch mehr Mühe, mich ihren Bedürfnissen anzupassen, denn ich wollte meiner Mutter gefallen.

Durch diese Anstrengungen bekam ich körperliche und seelische Probleme. So fing ich bei Stress an, auf einem Auge zu schielen oder bekam plötzlich starke Kopf- oder Zahnschmerzen. Wurde mir letztlich „alles“ zu viel, blendete ich mich aus. Ich saß im Zimmer, starrte nur noch vor mich hin und bekam vom Geschehen der Umgebung nicht mehr viel mit. Ich habe diese Zeit als schwierig in Erinnerung, da ich weder wusste, was konkret von mir erwartet wurde, noch was mit mir los war.

In meiner Schulzeit habe ich aufgrund meiner Erfahrungen zu Hause meine Bedürfnisse, Stimmungen und Befindlichkeiten zurückgestellt, um mich „normgerecht“ zu verhalten und somit nicht „aus der Rolle“ zu fallen. Die schulischen Anforderungen fielen mir leicht, ich hatte keine Auffassungs- und/oder Lernprobleme. Schwierig waren für mich die enorme Lautstärke bei ca. 30 Kindern, die ständige Orientierung nach dem Stundenplan (Raumwechsel) und das für mich als oftmals grob empfundene Verhalten mancher Mitschüler im Unterricht oder in den Pausen. Ich konzentrierte mich auf leistungsschwächere und ruhigere Mitschüler, denen ich mich am Nachmittag in einer Zweierbeziehung widmete. Ich galt als „Streberin“. Um dem entgegen wirken zu können, betätigte ich mich einige Jahre als Pionierbrigadeführerin wie auch später als Klassenclown. Letzteres brachte mir viele Stunden im Gang vor der Klassenzimmertür ein, aber eben auch Akzeptanz, Respekt und Achtung meiner Mitschüler. Ich war dankbar, denn nun war ich endlich „eine von ihnen“. Meine Mitschüler entdeckten meine Wandlungsfähigkeit und Loyalität, den Klassenverband, Freundschaften oder Aufgabenstellungen betreffend.

An meinem Leidensdruck im elterlich-häuslichen Bereich änderte sich bis zum Abschluss meiner Schulausbildung nichts. Ich galt als schwierig, äußerst sensibel und nach Meinung meiner Eltern für den Familienverband nicht verträglich. Bis zu meinem 10. Lebensjahr litt ich an schweren Schlafstörungen mit Albträumen und Bettnässen. Die ständigen Auseinandersetzungen mit meinen Eltern setzten mir zu. Das Dilemma bestand darin, dass ich in der Schule mittlerweile eine gern gesehene und akzeptierte Mitschülerin war, jedoch zu Hause „das schwarze Schaf“ der Familie blieb. Meine „Fähigkeiten“, hinter gesprochene Worte und Körpersprache sehen zu können und meine hohe Intensität des Empfindens von Stimmungen wurden mir im häuslichen Bereich immer mehr zur Last. Wenn ich Schwierigkeiten im Familiengefüge erkannte, gaben mir meine Eltern nach Äußerung meiner Wahrnehmungen fast immer zu verstehen, dass ich spinne, mir das nur einbilde oder es nicht so sei.

Mein Beruf und meine Partnerschaft(en)

Als die Berufsauswahl anstand, bestand mein Wunsch darin, anderen helfen zu wollen. Ich wusste, wie es sich anfühlte, nicht verstanden und abgelehnt zu werden. Mit einer Verpflichtung, drei Jahre nach Berufsabschluss in einem Heim für schwerstbehinderte Kinder und Jugendliche zu arbeiten, begann ich ein Fachschulstudium als Kinderkrankenschwester.

In der praktischen Berufsausbildung musste ich u.a. ärztliche Eingriffe an Kleinkindern begleiten. Zwei Begebenheiten sind mir in Erinnerung geblieben, die auch in Folge meinen weiteren Berufsweg beeinflussten. Zum einen stand eine Rückenmarkspunktion bei einem ca. 2-jährigen Kind an, der ich assistieren sollte. Das Kind saß mit gebeugtem Rücken auf einer Untersuchungsliege und umklammerte mit beiden Armen meinen Körper. Vor Angst weinend lag der Kopf des Kindes an meinem Bauch. Ich umarmte das Kind und versuchte es zu beruhigen. Als der Eingriff begann, fing das Kind an zu schreien. Schmerz und Not des Kindes übertrug sich auf mich. Ohne das Kind loszulassen, fiel ich ohnmächtig zu Boden. Die anwesenden Ärzte bescheinigten mir zwar ihr Mitgefühl, jedoch auch ihre Einschätzung, dass ich aufgrund meines überhöht empathischen Verhaltens kaum die notwendige professionelle Distanz in diesem Beruf erreichen würde. Zum anderen sollte ich einem Neugeborenen mit Behinderung das Fläschchen geben. Durch die körperliche Beeinträchtigung des Babys verschluckte es sich bei jedem Saugen. Die leitende Schwester nahm mich beiseite und gab mir mit den Worten „das erledigt sich manchmal von selbst,“ zu verstehen, hier sollte man aufgrund der schweren Behinderung des Kindes einfach mal abwarten. Das Baby erstickte an der Flaschennahrung und verstarb. Ich hatte monatelang Albträume, da ich dieses Erlebnis nicht verarbeiten konnte bzw. mich immer wieder fragte, ob nicht alles meine Schuld gewesen sei.

Da ich häufig mit den wenig einfühlsamen Arbeitsweisen der Klinikmitarbeiter in Berührung kam, stand für mich bereits im Alter von 19 Jahren fest, dass ich trotz Ausbildung, niemals den Beruf einer Kinderkrankenschwester im stationären Bereich ausüben kann. Im Heim für schwerstbehinderte Kinder und Jugendliche fand ich meinen Platz und meine Aufgabe, da ich durch mein Einfühlungsvermögen gerade diesen Kindern helfen konnte, die sich verbal nicht verständlich machen konnten. Ich konzentrierte mich auf nonverbale Zeichen und Reaktionen und war somit in gewisser Weise in meinem „Element“.

In meiner Ausbildungszeit lernte ich meinen ersten Freund kennen. Er war hochintelligent und Medizinstudent in den letzten Semestern. Trotz meiner ausgeprägten Wahrnehmungsfähigkeit vermochte ich zu Beginn der Partnerschaft nicht seine psychische Instabilität und sein manipulatives Wesen erkennen. Er nutzte meine Empfindsamkeit und mein Harmoniebedürfnis für seine Bedürfnisse. So kam ich aus dem Elternhaus vom Regen in die Traufe. Es war eine schwere Zeit, die von Gewalt, Missbrauch und Misshandlungen geprägt war, wie in meiner Kindheit und Jugend. Nichts desto trotz konnte ich aufgrund meiner feinen und detailgerechten Wahrnehmung viele vielleicht noch schwerwiegendere Eskalationen vermeiden. Ich war mittlerweile in der Lage, „mit seinen Augen“ sehen zu können, d.h. kam er nach Hause, wusste ich, wie er sich fühlte oder nach welchem Fehlverhalten er bei mir suchen würde. Das brachte mir den Vorteil, dass ich mich gezielt auf seine Erwartungen und sein Verhalten vorbereiten konnte. Letztlich hat mir das mein Leben und das meines Sohnes gerettet. Warum und wie ich das geschafft habe, war mir zu dieser Zeit noch nicht klar. Meinem ausgeprägtem Gerechtigkeitssinn konnte jedoch damals nicht abgeholfen werden, denn beim Betracht ziehen einer Anzeige gegen ihn wäre auch mein Schicksal besiegelt worden. Er gab mir unmissverständlich zu verstehen, dass er mich und unseren Sohn umbringen werde, sollte ich sein Leben und seine Karriere als Arzt „ruinieren“.

Nach Trennung und Scheidung führte ich zunächst ein Leben in etwas ruhigeren Bahnen. Um die Verarbeitung meiner bisherigen Erlebnisse kümmerte ich mich nicht. Nach kurzer Zeit geriet ich jedoch zunehmend mehr in einen völlig überforderten und hilflosen Zustand, der in einem Suizidversuch endete. Ein Psychiater meinte zu mir, ich sei zu empfindlich, denn das, was ich erleben musste, sei zwar schlimm, aber nichts Außergewöhnliches. In der darauffolgenden Zeit „stürzte“ ich mich deshalb in berufliche Herausforderungen, in Liebschaften und in Ablenkungen jeder Art.

Nach Kennenlernen meines zweiten Mannes kauften wir ein altes Haus mit Grundstück, so dass ich froh war, mich einem neuen Projekt voll und ganz widmen zu können. Mit aller Kraft und jeder Menge Optimismus bauten wir das Haus neben unserer Berufstätigkeit und unserem Familienleben zweimal umfassend um und aus. Meine eigene Empfindsam- und Belastbarkeit wurde hierbei oft auf die Probe gestellt. Nach Geburt meiner Tochter musste sie selbst als Baby mit auf die Baustelle, im Krabbelgitter neben der Kreissäge. Solche und ähnliche Situationen waren sowohl für mich als auch für sie eine unerträgliche Tortur. Nur einer Freundin ist es zu verdanken gewesen, dass sie unsere Kinder manchmal aus dem „Chaos“ genommen hatte.

In meinen 12 Jahren Berufstätigkeit im Kinderheim nahm ich meine persönlichen „Besonderheiten“ zum ersten Mal als Gabe wahr. Mitarbeiter, mit denen ich in den Schichtdiensten zu tun hatte, machten mich wiederholt darauf aufmerksam, dass manche Kinder trotz ihrer schweren Behinderung bei meiner Anwesenheit erkennbar positiv reagierten. So gaben sie unverhofft Laute, die entweder Wohlbefinden oder Schmerzen bekundeten und lächelten bei Zuwendung. Ich wollte mehr, als nur meine Arbeit zu verrichten. So begann ich, meine Kinder wie auch meinen Mann an den Wochenenddiensten mit in meine Arbeit einzubeziehen, um ihnen verständlich zu machen, dass Gesundheit und ein stabiles Familienleben nicht selbstverständlich sind. Meine Kinder zeigten kaum Berührungsängste, denn ich beobachtete, wie wert- und vorurteilsfrei die gegenseitige Kontaktaufnahme verlief.

Obwohl ich mich in meiner Tätigkeit wohl fühlte, belasteten mich die kaum behinderungsgerechte Einrichtung und die einzelnen, schweren Beeinträchtigungen meiner jungen Patienten. Aus diesem Grund wünschte ich eine neue berufliche Herausforderung und erhielt nach der Wende eine neugeschaffene Stelle im sozialen Bereich als Beraterin und Betreuerin für erwachsene Menschen in schwierigen Gesundheits- und Lebenslagen. Durch den gesellschaftlichen Wandel gab es kaum Erfahrungen auf diesem speziellen Gebiet, insbesondere nicht im Umgang mit psychisch erkrankten Menschen im häuslichen Bereich oder existenziell bedrohten Lebenssituationen.

Durch meine bisherigen Erfahrungen hatte ich kaum Schwierigkeiten, mich in problematische Lebens- und Sichtweisen einfühlen zu können, ohne zu bevormunden oder zu bewerten. Da es in der Hauptsache um die höchstpersönlichen Belange dieser Menschen ging, die es zu klären und zu lösen galt, kamen mir meine empathischen und loyalen Eigenschaften zugute. Die betreffenden Menschen zeigten mir trotz ihrer Problematik, ihrer Beschämung oder ihrer zunächst skeptischen Haltung einer behördlichen Hilfestellung gegenüber, schnell Offenheit, Vertrauen und Dankbarkeit in der gemeinsamen Arbeit. Zur Sicherung meiner Belastungsgrenze und professionellen Distanz nahm ich Angebote der Supervision wahr. In der gemeinsamen Supervisionsarbeit wurde erstmals auch meine eigene traumatische Vergangenheit angesprochen, die ich bisher verdrängt hatte.

Mir ist aus den Sitzungen mit meinem Supervisor, ich nenne ihn Walter, sehr eindrucksvoll folgender Dialog in Erinnerung geblieben.

>> Annelies, wenn du aus deinem Leben erzählst, lächelst du zwar, aber hast dabei Tränen in den Augen. Merkst du das? <<

Mit Überraschung entgegnete ich:

>> Ja, ich habe immer versucht, das Beste aus Allem zu machen. <<

>> Trotzdem du einen so schwierigen Start hattest, hast du immer versucht, mit Kraft und Optimismus anderen Menschen mit deinen Erfahrungen und Fähigkeiten zu helfen. <<

Nun kamen mir wirklich die Tränen und ich nickte. Er nahm meine Hände und meinte:

>> Ich erlebe dich als einen sehr einfühlsamen, tapferen und mutigen Menschen. Du kannst so stolz darauf sein, wer du bist und was du bisher erreicht hast. <<

In unserer gemeinsamen Supervisionsarbeit lernte ich, auf meine eigenen Grenzen zu achten. Walter bemerkte, dass ich mich unwohl fühlte, wenn er mit seinem Stuhl zu nah bei mir saß.

>> Ist dir der Abstand, wie wir uns gegenüber sitzen, angenehm? <<

Ich empfand unsere gegenüberstehenden Sitzgelegenheiten zu eng.

>> Mir wäre es ehrlich gesagt lieber, wenn du etwas weiter weg von mir sitzen würdest <<, entgegnete ich zaghaft.

Er rutschte mit seinem Stuhl Stück für Stück von mir weg und fragte jedes Mal, ob es so in Ordnung sei. Wir fanden unseren Abstand zueinander, mit einer für mich angenehmen Nähe zum Sprechen. Ebenso zeigte er mir, wie ich meine persönliche Abstandsgrenze am Körper wahrnehmen konnte, in dem er seine Arme ausbreitete und demonstrierte, wie sein Abstand zu anderen Menschen sei. Im dienstlichen Ablauf hatte ich zu dieser Zeit große Probleme mit distanzlosen Menschen, die mich entweder persönlich beschimpften oder zu nahe an mich heran kamen, um ihre Forderungen durchzusetzen.

>> Ich möchte dann am liebsten etwas sagen, traue mich aber nicht. Viele beschweren sich, wenn ich auf einer dienstlichen Atmosphäre bestehe. Manchmal denke ich, was für … <<

Er nahm meine Schwierigkeiten ernst, bedeutete mir aber, dass ich trotzdem freundlich auf die Wahrung einer Distanz hinweisen sollte. Zudem sei es völlig in Ordnung, wenn ich nach einem anstrengenden Kontakt meinen Ärger herauslasse. Ich dürfe auch mal ein Schimpfwort nutzen. Seine Worte und sein Verständnis halfen mir, spätere schwierige Situationen professionell zu meistern, ohne mich persönlich angegriffen zu fühlen oder ein schlechtes Gewissen zu haben, wenn ich alleine im Anschluss meinem Ärger Luft gemacht hatte. Ich fühlte mich damit um vieles besser und erleichterter. Die Arbeit mit Walter gab mir letztlich die weitere Motivation und Zuversicht, dass ich genauso so bleiben wollte, wie ich war und, dass ich beruflich den richtigen Weg eingeschlagen hatte.

In meiner privaten Beziehung mit meinem Mann bestand für mich in der Hauptsache das Problem, dass ich über meine Begeisterung an allen Möglichkeiten (Hausbau, Interessen, Beruf) und mein Erleben unserer zwischenmenschlichen Beziehung „reden“ wollte. Wir schafften es jedoch nicht, uns auf gleicher Augenhöhe zu begegnen, was mich oft an mir selbst zweifeln ließ. Ich wünschte mir gemeinsame Gespräche, die tiefgehender als die banalen alltagsfunktionalen Austauschformen sein sollten. Ich suchte einen „Gleichgesinnten“, der mit mir Befindlichkeiten, Stimmungen und Emotionen so bespricht, wie ich sie erlebte. Zu dieser Zeit war ich nach wie vor der Meinung, dass alle Menschen so „ticken“, wie ich. Im Laufe der Jahre organisierten wir zwar unser Familienleben in ausgesprochen funktionaler Weise, aber mir fehlte eine zufriedene Partnerschaft. Ich bekam Depressionen und verlor den Sinn am weiteren Fortbestehen meiner Ehe. Letztlich trennten wir uns im gegenseitigen Einvernehmen und, ich zog mit meiner Tochter in eine kleine Wohnung. Mein Sohn war zu dieser Zeit bereits erwachsen und lebte nach seiner Ausbildung in einer anderen Stadt.

Da ich bis dahin im eigenen Haus gelebt hatte, empfand ich das „Abenteuer“ einer Wohnung zunächst sehr spannend. Einerseits brauchte ich mich um fast nichts zu kümmern, da die Wohnung u.a. fernbeheizt war und es einen Hausmeister für Reinigungsarbeiten gab. Anderseits jedoch lauschte ich auf jedes kleinste Geräusch über, neben oder unter mir. Ich war die unmittelbare Nähe zu mir fremden Menschen nicht mehr gewohnt. Der Wecker meiner Nachbarn am frühen Morgen klingelte wie eine Sirene in meinem Kopf, so dass ich schreckhaft aus dem Bett sprang, obwohl ich noch gar nicht aufstehen musste. Zur Schlafenszeit „störten“ mich Kratz- oder Schlaggeräusche über mir, die vermuten ließen, dass auch meine Nachbarn zu Bett gingen. Ich lag jedes Mal eine gefühlte Ewigkeit wach, ehe ich zur Ruhe kam und für ein paar Stunden schlafen konnte. Ging ich täglich durch den Hausflur, musste ich geruchsmäßig meine Nachbarn ertragen, ohne sie gesehen zu haben. Diese Belastung des miteinander Wohnens wurde für mich so unerträglich, dass ich mit meiner Tochter bereits nach kurzer Zeit zu einem Freund an den Stadtrand umzog.

In dieser Zeit begann ich ein berufsbegleitendes Studium für Sozialpädagogik und Sozialarbeit, welches ich nach 3 ½ Jahren erfolgreich abschloss. Während meines Studiums lernte ich meinen dritten Mann kennen. Wir zogen gemeinsam in eine Wohnung. Da ich meine Probleme mit mehreren Mietparteien bereits kannte, hoffte ich auf eine bessere „Verträglichkeit“ meines Befindens. Nach erneuten Wohnschwierigkeiten meinerseits entschlossen wir uns, nach Volljährigkeit und Auszug meiner Tochter, zu einem Neubau eines freistehenden Häuschens außerhalb des Stadtgebietes.

Wieder machte ich mir ein Projekt zu Eigen und gestaltete mein Zuhause nach meinen Bedürfnissen. Nach Fertigstellung trat auf einmal Ruhe in mein Leben, ich hatte keine mütterlichen Verpflichtungen mehr und demnach plötzlich neben meiner Berufstätigkeit Zeit, die mir zum Nachdenken zur Verfügung stand. Es gab keine Ablenkungen oder Projekte mehr, die mich beschäftigten. Ich war die meiste Zeit der Nachmittage allein und begann zu spüren, dass mich mein bisheriges Leben und meine anstrengende berufliche Arbeit enorme Kräfte gekostet wie auch vollends erschöpft hatte. Ich fiel in ein seelisch und körperliches „Loch“.

Durch eine Ärztin wurden mir zunächst verschiedene Medikamente verordnet, die mich ruhig stellen und mein Gedankenkarussell stoppen sollten. Die Medikamente vertrug ich jedoch nur schlecht bis gar nicht. Ich konnte kaum mehr ein- oder durchschlafen, hatte Albträume, fühlte mich am nächsten Morgen selbst nach geringsten Dosierungen völlig benommen und mein Körpergewicht steigerte sich nach jeder Tabletteneinnahme. Mir wurde daraufhin eine Psychotherapie empfohlen und angeraten. Mein Mann begrüßte diese Empfehlung, vielleicht könne ich auch meine sogenannte „Blackbox“ aufarbeiten, in die ich bisher meine unangenehmen Erfahrungen und meine wahren Befindlichkeiten verdrängte. Da ich ihn als ersten Menschen in meiner Nähe an meinen Gefühlen und Wahrnehmungen teilhaben ließ, erlebte er meine Ängste, meine Empfindlichkeiten und meine hohe Schreckhaftigkeit unmittelbar mit. Er gab mir zu verstehen, dass es für ihn manchmal nicht einfach sei. Manche Dinge empfinde er anders, aber es tue ihm leid, mit zu erleben, dass ich mit meinen Bemühungen um ein „Normalverhalten“ oft scheitere.

Die Therapie

Nach erstem Kennenlernen der Therapeutin und einer Kurzinfo meines bisherigen Lebensverlaufs, unter Hinweis meiner Schwierigkeiten, beantragten wir gemeinsam eine Traumatherapie, die mir helfen sollte. Anfangs vermutete die Therapeutin u.a. eine emotional-instabile Persönlichkeitsstörung, die sich jedoch in Tests nicht bestätigte. Sie stellte eine komplexe Posttraumatische Belastungsstörung fest. Der therapiebedingte Rollentausch von der Beraterin zur Patientin fiel mir schwer, so dass ich mich anfangs nicht bereit erklärte, über mich oder über meine persönlichen Befindlichkeiten zu sprechen.

Die Therapiestunden fanden in einem kleinen Büro statt. Auch hier standen wieder zwei Stühle in engem Abstand gegenüber. Da ich in der Supervision gelernt hatte, mir Raum zu verschaffen, bat ich die Therapeutin um mehr Distanz zwischen uns. Sie reagierte verwundert, kam aber meinem Wunsch entgegen. Sie achtete bei jeder nachfolgenden Sitzung auf den Sitzabstand zwischen uns und fragte oft nach, ob es so in Ordnung sei. Erst, wenn ich bejahte, begannen wir mit der Stunde.

Wir sprachen über meinen privaten Lebensweg, meine Berufstätigkeit wie auch über bisherige Erfahrungen mit Therapeuten und Ärzten. Ich erzählte, dass bei mir nach Auszug meines Sohnes vor Jahren eine ausgeprägte Angststörung festgestellt worden sei. Ich habe damals das Haus nicht mehr verlassen können und sei durch meine völlige Erschöpfung arbeitsunfähig gewesen. Aus diesem Grund seien mir für sechs Wochen eine verhaltenstherapeutische Rehabilitationsmaßnahme und für ein halbes Jahr psychotherapeutische Begleitung bewilligt worden. Die Angststörung habe ich dadurch im Wesentlichen mildern können.

>> Ich hatte damals für meine Angst- und Paniksituationen auch ein Bedarfsmedikament verordnet bekommen, welches ich immer noch nehme, wenn ich zu unruhig werde oder das Gefühl habe, mir sei alles zu viel. <<

>> Welche Ängste haben Sie denn noch, << fragte sie mich.

>> Ich habe oft Angst, meinen täglichen Anforderungen nicht gewachsen zu sein. Insbesondere, wenn ich im Berufsverkehr mit dem Auto fahren muss, reagiere ich gestresst und befürchte, dass ich die mir bekannte Strecke nicht mehr fahren kann. Ich bekomme Kopfschmerzen oder reagiere schreckhaft bei ganz normalen Verkehrsbedingungen. Manchmal sehe ich schon im Vorfeld Dinge oder Situationen, die sich ereignen könnten, wenn dichter Verkehr oder ungünstige Witterungsbedingungen bestehen. Ich habe Angst, dass etwas passieren könnte. <<

Sie fragte mich, ob ich etwas über die Hochsensibilität wisse. Da ich verneinte, entgegnete sie:

>> Ich habe den Eindruck, dass Sie über eine hohe Sensibilität verfügen, die sie zwar wahrnehmen, aber sich nicht darüber bewusst sind, um sie in ihre Befindlichkeiten einzubeziehen. Sie können störende Einflüsse weniger ausblenden, denn sie verarbeiten diese tiefer. Das führt bei Ihnen schneller zu einer Überstimulation als bei einem nicht hochsensiblen Menschen. <<

Ich reagierte abwehrend und meinte, ich sei völlig normal und mit mir sei auch alles in bester Ordnung.

>> So, wie ich Sie bis jetzt kennengelernt habe, zeigen Sie bei kleinsten Details, seien es Geräusche aus den Nebenräumen oder auch auf meine Mimik, Gestik oder Äußerung eine Reaktion, die mir zu verstehen gibt, dass sie etwas stört. <<

>> Mich stört hier nichts, alles ist so, wie es sein muss. <<

Sie beließ es dabei, da sie zu merken schien, dass ich nicht weiter darauf eingehen wollte. In den nächsten Therapiestunden entschloss ich mich, etwas mehr von mir zu berichten, da mir sonst die Zeit als sinnlos vertan erschien. Ich erzählte ihr von Problemen, die ich im Alltag wie auch in meiner Berufstätigkeit hatte.

>> Mich strengen Gespräche, die durcheinander geführt werden an. Ich schalte in kurzer Zeit einfach ab und kann nicht mehr mithalten. Das ist im privaten Bereich zwar nicht so das Problem, aber dienstlich geht das nicht. <<

>> Was machen Sie, wenn es in Ihrer beruflichen Tätigkeit dazu kommt? <<

Ich überlegte kurz.

>> Im Kontakt mit Klienten oder Angehörigen bitte ich darum, dass alle nacheinander sprechen mit der Begründung, dass ich ihre Ansichten sonst nicht verstehen und notieren könne. Da ich in der Regel bei Hilfegesprächen die Moderation übernehme, stoppe ich meistens ein Dazwischenreden der Beteiligten, wenn es mir zu viel wird. <<

>> Gut, und wie geht es Ihnen im privaten Bereich? <<

>> Da ist es schwerer, weil ich das Gefühl habe, überall mithören zu müssen. Ich kann das nicht abstellen. Ich bekomme jedes Gespräch, sei es am Nachbartisch in einem Restaurant oder im Garten bei den Nachbarn, mit. Das nervt und strengt mich an. Meistens ziehe ich mich dann zurück. <<

Mir war bis dahin nicht bewusst, dass ich doch die meisten Schwierigkeiten in meinem privaten Alltag hatte. Erst als ich davon berichtete, fielen mir noch weitere Begebenheiten und Ähnlichkeiten auf.

>> Mein Mann beschwert sich manchmal darüber, dass mich oft die sprichwörtliche Fliege an der Wand stören würde. Ich würde permanent das Verhalten anderer Menschen analysieren und Eindrücke derart intensiv verarbeiten, dass ich selbst nachts davon noch im Traum spreche. <<

Sie nickte und bat mich, weiter zu beschreiben, was mir schwerfallen würde.

>> Normale Tätigkeiten, wie ein Einkauf im Supermarkt oder ein Ausflug in Einkaufszentren werden für mich zur Herausforderung, da oft im Hintergrund Musik oder Werbung läuft und die Vielzahl der Angebote mich völlig überfordern. Ich bin jedes Mal froh und erleichtert, es hinter mich gebracht zu haben. <<

Ich holte tief Luft und traute mich weiter zu sprechen.

>> Meine Aufmerksamkeit und Konzentration wird bei vielen Informationen, bei Hektik oder einer starken Geräuschkulisse beeinträchtigt. Bei Dienstberatungen zum Beispiel sitzen manchmal bis zu 20 Menschen auf engstem Raum zusammen, reden laut oder flüstern miteinander. Wenn unsere Leiterin in schneller Abfolge Dienstanweisungen bekannt gibt, kann ich dem bereits nach wenigen Minuten nicht mehr folgen. <<

Bei diesen Eingeständnissen befürchtete ich, sie könne denken, dass ich vielleicht für meinen Job nicht geeignet sei, aber sie nickte nur.

>> Auf der anderen Seite bin ich unglaublich sensibel und treffsicher in meiner Wahrnehmung von anderen Menschen, ihren Gefühlen oder ihrer Kommunikation. Ich kann mich extrem gut in Menschen, egal welchen Alters und Geschlecht hinein versetzen und deren Motive für Handlungen oder Reaktionen erkennen. Damit habe ich absolut keine Probleme. Ebenso kann ich auch zuverlässige Prognosen über die weitere Entwicklung eines Hilfeprozesses geben. Wenn ich manchmal meine Berichte selbst nochmal durchlese, erstaunt es mich immer wieder, wie detailliert, verständlich und nachvollziehbar ich Situationen für Dritte beschreiben kann. <<

>> Bemerken Sie bei den Menschen, mit denen Sie beruflich oder auch privat zu tun haben, schnell wie sich zwischenmenschliche Beziehungen gestalten oder, ob etwas stimmig ist oder nicht? <<

Verwundert schaute ich sie an und bejahte.

>> Ja, genauso. Ich kann fast alles sofort einschätzen und sehe Zusammenhänge, die nicht sofort für andere offensichtlich sind. Mir ist das immer gleich klar, aber ich weiß nicht, warum das so ist. <<

Daraufhin fragte sie mich, ob mir das Buch „zart Besaitet“ von Georg Parlow bekannt sei. Als ich verneinte, empfahl sie es mir zum besseren Verständnis. Zu Hause surfte ich im Internet nach dem Titel. Anhand der Rezensionen steigerte sich mein Interesse und ich bestellte mir besagtes Buch. Kaum geliefert, begann ich quer zu lesen, stutzte, staunte, schmunzelte und rief in Begeisterung:

>> In diesem Buch fühle ich mich beschrieben, wie mich kaum jemand kennen kann! <<

In der nächsten Therapiestunde erzählte ich von unserem Urlaub, den wir wieder sehr individuell mit unserem Wohnmobil verbracht hatten.

>> Wir waren drei Wochen in Frankreich unterwegs. Es war sehr schön, aber für mich absolut anstrengend. Jedes Mal, wenn wir am Morgen den Übernachtungsort gewechselt haben, musste ich mich erst an die jeweiligen Begebenheiten gewöhnen. Wir haben viele Besichtigungen unternommen, sind manchmal an bis zu drei Orten gewesen, so dass ich am Abend nicht mehr wusste, wo wir am Morgen waren. Ich habe die Hälfte aller Nächte nicht schlafen können, obwohl mir das Wohnmobil vertraut ist, wir kaum an belebten Stellen gewesen sind und ich mich eigentlich im Großen und Ganzen wohl gefühlt habe. <<

>> Sie reagieren sehr empfindlich auf Reizüberflutungen, << meinte sie daraufhin und fügte ergänzend hinzu:

>> Diese unterschiedlichen Reize und Eindrücke wie auch die Ortswechsel werden von Ihnen sehr intensiv wahrgenommen, so dass es mich nicht wundert, dass Sie durch Ihre detailreiche Wahrnehmung dann Schwierigkeiten mit dem Nachklang des Erlebten haben. Daher resultieren auch mit großer Wahrscheinlichkeit Ihre Schlafstörungen. <<

Das ergab für mich Sinn und entsprach meinem Empfinden. Wir hatten uns zwar extra das Wohnmobil angeschafft, um autark sein und Menschenmassen in Urlaubsgegenden vermeiden zu können, aber nicht an meine Schwierigkeiten bei den zahlreichen Fahrt- und Übernachtungserlebnissen gedacht.

Meine Therapeutin empfahl mir in Folge bei jeder weiteren Sitzung, meine persönlichen Eindrücke zu notieren, auf Belastungsgrenzen zu achten und bei Überforderung kurze Ruhe- oder Erholungspausen einzulegen. Eine Besserung und Entlastung meines Befindens wäre bei Berücksichtigung meiner Hochempfindlichkeit vorstellbar.

>> Wenn Sie möchten, kann ich Ihnen helfen, sowohl Ihre traumatische Vergangenheit als auch Ihre Hochsensibilität nicht nur als Negatives zu betrachten. <<

Sofort nach der Therapiestunde berichtete ich meinem Mann von der Einschätzung meiner Therapeutin. Das Wort der „Reizüberflutung“ wurde für mich und uns zum Schlüsselbegriff.

In diesem Zusammenhang versuchte ich meinem Mann zu erklären, dass sich mein „Leidensdruck“ vielleicht verringern könne, wenn ich achtsamer mit mir und meinen Befindlichkeiten umgehen würde. Ich erzählte ihm erstmals ehrlich von meiner ausgeprägten Wahrnehmung und meinem intensiveren Empfinden von Eindrücken. Meinen Gerechtigkeitssinn, Idealismus, Verlässlichkeit, meine Fähigkeit zur tiefen Reflexionen und Denken in großen Zusammenhängen kannte er bereits von mir. Ich denke, trotz meiner Erläuterungen bin ich nach wie vor ein Buch mit sieben Siegeln für ihn. Er versuchte zu verstehen, warum ich auf „normale“ Alltagssituationen so extrem reagierte, aber wir scheitern noch manches Mal an Kommunikationsschwierigkeiten oder an meinen Feinwahrnehmungen, die er nicht sofort nachvollziehen kann.

Seit vier Jahren arbeite ich intensiv mit meiner Therapeutin zusammen. Meist finden die Termine im 14-tägigen Rhythmus statt, in der Regel für eine Stunde. Ich habe mich daran gewöhnt, für diese begrenzte Zeit eine Patientenrolle einzunehmen. Unsere Therapiesitzungen verlaufen organisiert und mit gleichem Ablauf. Darauf kann ich mich gut einstellen, ich weiß, was mich erwartet. Die Regelmäßigkeit vermittelt mir Sicherheit. Meine Therapeutin hat schnell bemerkt, dass ich zu nichts „gezwungen“ werden möchte, ob zum Reden oder hinsichtlich gutgemeinter Ratschläge. Unsere Sitzposition verändert sich je nach meinem Befinden, mal stört es mich nicht, sie in meiner unmittelbaren Nähe zu haben, ein anderes Mal brauche ich große Distanz. Hierbei kommt es auf die zu besprechenden Themen an. Sind sie schmerzhaft für mich oder unangenehm, benötige ich mehr Raum für mich. Da wir uns mittlerweile gut genug kennen, braucht es manchmal nur einen Blick und sie verändert schnell ihre Position.

Meine Therapeutin reagiert oft gerührt, wenn ich ihr meine Wahrnehmungen „unzensiert“ mitteile. Wirkt sie müde oder erschöpft, hört sie mir nicht konzentriert zu, weil sie meinen komplexen Gedankengängen nicht folgen kann – sage ich es ihr. Auch wenn ich mich selbst – ohne Punkt und Komma – analysiere und mir dann eingestehe, wo meine Probleme liegen, zaubere ich ihr jedes Mal ein Lächeln aufs Gesicht.

Besondere Momente in unserer therapeutischen Beziehung gab es, als es relativ zu Beginn meiner Therapie völlig unerwartet zu meinem nochmaligen Suizidversuch gekommen war. Fragen und Gespräche über meine Herkunftsfamilie und ersten Ehe habe ich nicht verkraften können. Neben meiner Familie wusste aber auch meine Therapeutin, dass mich eine Einweisung in ein Krankenhaus retraumatisieren und sich dadurch mein Gesundheitszustand verschlechtern würde. Gemeinsam mit meinem Mann und meinen Kindern übernahm sie damals die erste Krisenintervention, um mich vor einem Klinikaufenthalt zu bewahren. Ich kann mich erinnern, dass sie es mit meinen Kindern so organisiert hatte, mich täglich in ihrer Praxis zu sehen. Für mich war es bewegend, mit wie viel Engagement und persönlichen Einsatz sie sich um mich kümmerte, egal ob dadurch ggf. zusätzliche Kosten entstehen. Wir vereinbarten danach, dass ich selbst entscheiden dürfe, wann, was und ob ich von meiner Vergangenheit sprechen wolle. Sie empfahl mir eine stationäre Rehabilitationsmaßnahme zur Stabilisierung und organisierte die Antragstellung nebst Begründung für eine besonders geschützte Atmosphäre (Frauenstation). Bis zur Aufnahme arbeitete sie mit mir an meinem Selbstwertgefühl, welches insgesamt stark beeinträchtigt war. Sie vermittelte mir das Gefühl, das ich richtig bin, wie ich bin und ermunterte mich mehrfach, nicht an mir zu zweifeln. Im weiteren Verlauf orientierten wir uns in der Hauptsache auf meine weitere gesundheitliche Stabilität. Ich erstellte innere Landkarten zum besseren Verständnis meines Innenlebens und meiner Gefühlswelten und erarbeitete mit ihr meine Belastungsgrenzen.

In der Reha-Klinik hatte ich eine sehr eindrucksvolle Abgrenzungsübung erlernt, die ich ihr mitteilte und vorführte.

>> Wenn eine für mich anstrengende Situation absehbar ist, egal ob im privaten oder beruflichen Bereich, kann ich mich innerlich schützen. Ich stelle mir imaginär einen großen Luftballon vor, je nach meiner Befindlichkeit und der kommenden Situation in der entsprechenden Farbe. Dann steige ich mit meinen Füßen hinein und ziehe ihn mir als „unsichtbare“ Abgrenzung zum Außen über. Die Weite kann ich so bestimmen, wie mir danach ist und wie ich es brauche. Oft spüren die Menschen, dass ich mehr Distanz brauche, wenn ich mir kalte oder dunkle Farben aussuche. Ist die jeweilige Situation vorbei, ziehe ich mir den Ballon wieder ab. Ich brauche dann diesen Schutz nicht mehr. <<

Sie lachte herzlich und gab mir zu verstehen, dass sie manchmal auch so einen Ballon bräuchte und diese Übung gern für sich verwenden wolle.

Meine Therapie kam bei Versuchen, meine traumatische Vergangenheit aufdecken und bearbeiten zu wollen, an ihre Grenzen. Meine Therapeutin versuchte mit der EMDR-Technik eine Desensibilisierung zur Entlastung meiner Ängste und depressiven Gedanken. Diese Sitzungen scheiterten jedoch, da ich sofort überempfindlich reagierte (Dissoziation) und eine aktive und bewusste Mitarbeit durch mich nicht mehr möglich wurde. Ich empfand diese Sitzungen als äußerst anstrengend und war hinterher vollkommen erschöpft. Mein Körper und meine Psyche weigern sich bis heute, mehr Licht ins Dunkle bringen zu können. Nach dem Scheitern der Traumabewältigung haben wir vereinbart, dass der Therapieverlauf dazu dienen soll, mein Selbstwertgefühl weiter zu stärken und zu stabilisieren, damit ich meine Wahrnehmungen und meine Befindlichkeiten wertfrei ernst- und annehmen kann. Meine Therapeutin hat meine Schilderungen und Eindrücke noch nie in Frage gestellt, wofür ich ihr unendlich dankbar bin, denn dadurch ist sie mir eine sehr hilfreiche Begleiterin auf meinem Weg geworden.

Meine Hochsensibilität und ich

Seit meiner Therapiezeit beschäftige ich mich nun mit dem Thema der Hochsensibilität. In erster Linie war es mir wichtig zu erkennen, warum ich so bin, wie ich bin. Heute ignoriere ich meine Wahrnehmungen und Befindlichkeiten nicht mehr, sondern nehme sie ernst. Bemerke ich meine Grenzen oder fühle mich in einem Zustand der Reizüberflutung und Überstimulation, suche ich mir, ähnlich wie in Kindheitstagen intuitiv, Rückzugsgelegenheiten. Dafür habe ich mir einen eigenen Raum in unserem Haus geschaffen, der mit allem, was mir gut tut, ausgestattet ist. Wenn mich am Tag zu viele Eindrücke „übermannt“ haben, die manchmal nicht verhindert werden können und mich Einschlafprobleme belasten, ziehe ich mich aus dem gemeinsamen Schlafzimmer zurück und finde Ruhe im separaten Zimmer. Tägliche Herausforderungen habe ich nach wie vor mit meiner extremen Geräuschüberempfindlichkeit, die ich aber mit kleinen Hilfsmitteln auszutricksen versuche. In unserer Wohngegend, die zwar ruhig und am Stadtrand liegt, werden öfter handwerkliche Tätigkeiten im Freien ausgeübt. Das Sägen einer Kreis- oder Motorsäge verursacht mir regelrecht Schmerzen, auch wenn genügend Abstand besteht. Zur Minderung der Lautstärke benutze ich Kopfhörer, wenn ich im Garten sitzen möchte. Bei Sirenen von Rettungs- oder Einsatzwagen, die häufig in der Nähe meiner Tochter unweit einer großen Klinik zum Einsatz kommen, halte ich mir einfach die Ohren zu, egal wie es für Andere aussieht. Unser Haus wird nur mit Musik beschallt, wenn es mir angenehm ist. Beim Besuch von großen Einkaufsmärkten, was manchmal nicht zu verhindern ist, nehme ich mir ein paar Minuten zur Orientierung, bis ich mich an das Treiben, die Menschen und die Atmosphäre gewöhnt habe. Großeinkäufe in Supermärkten vermeide ich so weit möglich, weil mich die Vielzahl der Angebote, der bestehende Lärmpegel und die vielen Menschen überfordern. Oft gehe ich einfach in kleinere Geschäfte. Meine ausgeprägte Schreckhaftigkeit kann ich nicht ablegen oder mildern, aber ich weiß nun, warum diese besteht. Wenn ich am Abend noch zu viele Eindrücke zu verarbeiten habe und nicht zur Ruhe komme, mache ich oft kleine Beruhigungsübungen. Ich liege im Bett und „beobachte“ meine Gedanken. Mit einem Mantra „Es sind nur Gedanken,“ gehe ich auf Distanz und nehme sie lediglich wahr. Dadurch beeinflussen oder stören sie mich nicht mehr. Ist diese Übung nicht erfolgversprechend, hilft mir auch eine „Dank-Übung“. So bedanke ich mich für gewohnte Selbstverständlichkeiten, die ich in meinem Leben habe und mache mir bewusst, dass andere Menschen dies vielleicht nicht haben. Ich danke für die regelmäßige Nahrung, für mein Dach über dem Kopf, für ein warmes und sicheres Zuhause, für mein Bett, was mir allein zur Verfügung steht und für mein friedliches Umfeld, was auch nicht für alle Menschen selbstverständlich ist. Spätestens dadurch komme ich zur Ruhe und kann den Tag mit einem guten Gefühl ausklingen lassen.

Meine Hochsensibilität empfinde ich durch meine besonders ausgeprägte feine Wahrnehmungsfähigkeit und Beobachtungsgabe als sehr positiv, da ich sofort Stimmungen meiner Mitmenschen erkennen kann. Ich habe ein so feines Gespür für kleinste Nuancen im zwischenmenschlichen Bereich, dass ich kaum nachfragen muss. Ich „weiß“ es einfach. Oft erzählen mir auch Menschen nach kurzem Kennenlernen ihre Lebensgeschichte, was in meinem Beruf eine unglaubliche Entlastung bedeutet. Ich muss nicht drängen oder bohren, um wirklich Wichtiges zu erfahren. Aufgrund meiner ausgeprägten Empathie und guten Verständnisses für systemische Zusammenhänge verurteile und bewerte ich Menschen nicht, ich verstehe sie einfach. Dadurch werden mein offenes, verständnisvolles Ohr und meine achtsam formulierte Empfehlung in Lebensfragen sowohl im privaten Kreis als auch von meinen Klienten sehr geschätzt.

Natürlich kann ich mich mittlerweile soweit abgrenzen, dass nicht jeder mit seinen Problemen oder Sorgen zu mir kommt. Freundlich, aber entschieden belasse ich es manchmal auch bei schlichtem Smalltalk und habe kein schlechtes Gewissen dabei. Meine Intuition, meine Kreativität und meine Gewissenhaftigkeit nutze ich, um Entscheidungen, Vorhaben oder Pläne im guten Einvernehmen mit mir selbst, umsetzen zu können. Trotz manch hektischem Alltag habe ich gelernt, mir in stressigen Situationen Ruhe und Pausen zu gönnen. Ich glaube, dass es mir mit der Zeit immer besser gelingen wird, mich abzugrenzen und zu entscheiden, was ich aufnehmen möchte und was nicht. Ich lasse heute den Anspruch an mich los, „normal“ sein zu müssen. Ich habe mich mit mir selbst ausgesöhnt, weil diese Empfindsamkeit einfach zu mir gehört und ich mich auf meine Wahrnehmungen verlassen kann.

Im Berufsalltag habe ich als hochsensible Sozialpädagogin gerade bei der Einschätzung und Begutachtung von Menschen klare Vorteile. Ich kann meine Empathie erfolgreich einsetzen und mich auf meine Fähigkeit verlassen, um insbesondere außerhalb des gesprochenen Wortes konkrete Botschaften entschlüsseln zu können. Denn hier ist meine Hochsensibilität zugleich auch meine Stärke, Arbeitswerkzeug und Einzigartigkeit. Es tut gut, mir meine Eigenschaften und Stärken bewusst vor Augen zu führen, gerade wenn ich mit anstrengenden Arbeitsaufgaben konfrontiert werde. Mir ist es möglich, die Menschen zu „erkennen“, die tatsächlich einer Hilfe und Unterstützung bedürfen. Da ich aber ebenso Stimmung und Emotion der Menschen bemerke, die es mit der Wahrheit nicht so genau nehmen, erfolgt fast jedes Mal im Kontakt ein Schmunzeln der Parteien, wenn die „Lüge“ entlarvt wird. Insgesamt erlebe ich immer wieder Menschen, die sich überfordern oder an ihren Fähigkeiten zweifeln. Ich kann sie aufgrund meiner eigenen Erfahrungen begleiten, damit sie Schritt für Schritt Entscheidendes in ihrem Leben verändern können. Oft geht es einfach nur darum, sich selbst besser zu verstehen und anzunehmen, auf sich zu achten und für sich zu sorgen, um mit den eigenen Fähigkeiten und Eigenschaften zufrieden zu werden.

In den vergangenen Jahren habe ich durch meine Therapie eine Art Entdeckungsreise zu mir selbst gemacht und bin heute dankbar für meine Besonderheiten, die ich als Hochsensible ganz selbstverständlich in mir trage. Wächst ein Kind, wie ich, in schwierigen Familien- und Lebensverhältnissen auf und/oder wird mit seinen sensiblen Eigenschaften und Wahrnehmungen ignoriert, drangsaliert, belächelt oder korrigiert, entsteht oftmals ein langer Leidensweg mit gesundheitlichen Störungen. Deshalb ist ein achtsamer und verständnisvoller Umgang so wichtig, um einen positiven Einfluss auf die Entwicklung hochsensibler Kinder zu ermöglichen. Denn, je respektierter ein hochsensibles Kind aufwachsen darf, umso selbstbewusster wird es als Erwachsener mit seinem sensiblen Potenzial leben können. Aufgrund meiner eigenen Erfahrungen habe ich meine Kinder in ihren Fähigkeiten, Wahrnehmungen und Eigenarten ernstgenommen, damit sie zu den selbstbewussten Persönlichkeiten werden konnten, die sie heute sind. Meiner Tochter habe ich mein Wissen um unsere Hochsensibilität weitergegeben, so dass sie nun auch ihrem Sohn ein entsprechendes Umfeld bieten kann.

Eliane Reichardt

Eliane Reichardt

Eliane Reichardt

1959 in Dortmund geboren ging ich nach meinem Hauptschulabschluss in die Ausbildung zur Rechtsanwalts- und Notargehilfin, anschließend zur Arzthelferin. Direkt danach besuchte ich die Fachoberschule die ich mit der Fachhochschulreife abschloss, worauf hin ich in Dortmund und Hagen Architektur studierte. Um Schule und Studium auf dem zweiten Bildungsweg zu finanzieren, arbeitete ich nach der Schule und in den (Semester-) Ferien in den unterschiedlichsten Unternehmen und den unterschiedlichsten Bereichen.

Mittlerweile selbstständige Unternehmerin, studierte ich nach der Geburt meines zweiten Kindes in Dortmund Betriebswirtschaftslehre mit Niederländisch als Zweitsprache und den Schwerpunkten Unternehmensführung, Marketing, Personal und Logistik. Seit meinem 19. Lebensjahr bin ich selbstständig. Ich habe mehrere Unternehmen gegründet und später als Unternehmensberaterin und Interimsmanagerin noch mehr beraten. Daneben habe ich während einer dreijährigen Zusammenarbeit mit einer Heilpraktikerin mein Wissen in der Naturheilkunde erweitern, vertiefen und anwenden können. Und ja, teilweise war ich auch Angestellte, so dass mir diese Seite der Berufstätigkeit ebenfalls bestens bekannt ist.

Mein Steckenpferd ist immer die Medizin geblieben. Später kamen Psychologie und in jüngerer Zeit auch Philosophie hinzu. Seit Januar 2006 war ich auch als freiberufliche Dozentin in der Erwachsenenbildung tätig. Themen waren und sind dabei sicher solche, die meinen Ausbildungen entsprechen, also Wirtschaft/Verwaltung und Gesundheitswesen, aber auch z. B. Bewerbungstraining, Kommunikationstraining und Persönlichkeitsentwicklung.

Im März 2014 gründete ich eine geschlossene Gruppe auf Facebook unter dem Namen Hochsensitivität – Hochbegabung – Synästhesie, die heute etwa 3.500 Mitglieder zählt und die ich mit Unterstützung durch zwei weitere hervorragende Administratoren nach wie vor aktiv moderiere. Nebenberuflich studiere ich Psychologie an der Fernuniversität in Hagen. Im Frühjahr 2016 erscheint mein erstes Buch zur Hochsensibilität. Ich habe zwei hochsensible und hochbegabte erwachsene Kinder und drei eben solche Enkelkinder. Seit 1999 lebe ich in dem kleinen, geschichtsträchtigen Ort Nottuln im westlichen Münsterland.

Mitgliedschaften

  • IFHS e.V., Informations- und Forschungsverbund Hochsensibilität (www.hochsensibel.org)
  • IHVG e. V., Initiative für Hoch- und Vielbegabte in der Gesellschaft (www.ihvg.org)
  • VSEB e.V., Verband pro Sensitivität & Empathie im Beruf (www.vseb.org) im Vorstand

Meine Motivation

Ich bin weder religiös, noch esoterisch (im modernen Sinne), noch politisch, aber sehr nachdenklich und reflektiv. Ich bin jemand, der über den Tellerrand schaut, Zusammenhänge und Unterschiede sucht und findet und Erkenntnisse auf einen anderen Kontext übertragen kann. Vor allem aber bin ich eines: immer authentisch. Nach meiner Überzeugung hat jeder Mensch einen Platz im Leben, an dem er wichtig und notwendig ist. Sonst gäbe es diesen Menschen nicht. Leider sehen das bei weitem nicht alle Menschen so. Und leider haben bei weitem nicht alle Menschen den Platz inne, an dem sie wichtig und notwendig sind (oder sich so fühlen).

Was meine Fachbereiche angeht, so stelle ich immer wieder fest, dass vor allem nicht oder spät erkannte Hochsensible und Hochbegabte ihren Platz im Leben, vor allem im Arbeitsleben, nur schwer, selten oder manchmal gar nicht finden. Das liegt sicher zu einem großen Teil daran, dass Hochsensibilität noch nicht sehr bekannt und vor allem in Wissenschaft und Forschung noch nicht nennenswert angekommen ist. Dabei betrifft es etwa jeden 7. Menschen! Aus meiner Sicht ist das eine schier unglaubliche Potentialverschwendung. Und es trägt zum Unglück vieler Betroffener und ihrer Familien bei. Zudem belastet es unsere Gesellschaft, in großem Ausmaß unser Gesundheitswesen und unsere Wirtschaft. Gar nicht auszudenken, wie viel Einsparung in allen Bereichen erzielt werden kann, wenn dieses Persönlichkeitsmerkmal als das anerkannt wird, was es ist: ein unglaublich wertvolles Potenzial, was gerade in der heutigen Zeit und gerade in unserem rohstoffarmen Deutschland dringend gebraucht wird. Und wie viel menschlicher das Miteinander sein könnte. Für alle Beteiligten. Ich möchte mit meiner Arbeit meinen Teil dazu beitragen, diesen Zustand grundlegend zu ändern.

Die website von Eliane Reichardt: www.eliane-reichardt.com/

Sophia Happel

Sophia Happel

Sophia Happel

Meine berufliche Laufbahn begann mit einer Ausbildung zur Krankenpflegerin (damals lebte ich noch in der Schweiz). Ich war geschockt, als es an die praktische Arbeit in einem Altenpflegeheim ging: ich war irgendwie falsch und das Leben der Patienten in diesem Heim fand ich entsetzlich. Alles was ich mit Hingabe und ganz selbstverständlich tat, fanden die anderen, die dort arbeiteten, falsch: Ich hörte den Patienten zu, nahm sie ernst, ich hatte Mitgefühl. Die anderen erledigten die äußere Versorgung so schnell wie möglich und nur das fand Anerkennung: Nachtisch mit dem Suppenlöffel füttern, Gespräche nur auf den unmittelbaren Pflegeablauf bezogen, und schon wieder raus aus dem Zimmer. Meine Arbeitsweise galt als uneffektiv. Die Patienten freuten sich über meine Zuwendung, aber sie hatten nichts zu bestimmen und viele konnten es auch nicht mehr. Echte Begegnung war nicht vorgesehen und wenn sich ein Patient ans Sterben machte, hatten die meisten Angst und versuchten den Kontakt soweit wie möglich zu vermeiden. Vor den Sterbenden hatte ich keine Angst, aber davor, wie ich meine innere Erschütterung und Verunsicherung aushalten sollte, die dieses mir völlig fremde Arbeitsverständnis bescherte. Zu meinen Werten zu stehen und dafür zu kämpfen, das konnte ich damals noch nicht.

Ich wollte diesen Beruf machen, weil er mir sinnvoll erschien, aber was da in Krankenhäusern und Heimen geschah, erschien mir häufig alles andere als sinnvoll. Ich fühlte mich weder in diesen Institutionen wohl, noch in der Stadt Bern.

Ich verließ die Schweiz und zog nach Berlin mit 21 Jahren. Hier wehte ein etwas freierer Wind. Ich arbeitete eine Zeit lang als Hauskrankenpflegerin, das gefiel mir schon besser, da konnte ich eine persönliche Beziehung zu den Menschen aufbauen. Aber auf Dauer fehlte mir die Herausforderung. Ich beschloss, mein Abitur nachzuholen, um nochmal zu prüfen, was mich wirklich interessierte. Da gab es neben den Sprachen vor allem die Kunst und die Psychologie. Nach Ausflügen in die Bildende Kunst studierte ich Psychologie an der Freien Universität Berlin.

In der Psychotherapie (zunächst Gestalt- und Psychodramatherapie) fand ich schließlich die Arbeit, die mich bis heute erfüllt: sie ist spannend, die unmittelbare Begegnung spielt eine große Rolle und  ich lerne ständig weiter, von jedem Klienten und von Fortbildungen wird meine therapeutische Erfahrung und mein „Werkzeugkasten“ erweitert. Mein Anliegen in dieser Arbeit ist, andere Menschen darin zu unterstützen, ihren eigenen „roten Faden“ im Leben zu finden und liebevoll zu sich zu stehen.

Auf das Thema Hochsensibilität stieß ich zu Beginn meiner Tätigkeit in eigener Psychotherapeutischer Praxis 2008. Es erfüllte mich mit Dankbarkeit, dass ich es auch ohne dieses Wissen um Hochsensibilität geschafft hatte, meinen Weg im Leben zu finden, meinen Platz allmählich zu spüren. Und ich fand es wunderbar, damit noch mehr Menschen noch besser ermutigen zu können, zu ihrer Wahrnehmung, zu ihren Gefühlen zu stehen. Damals war es in Berlin noch eine Rarität, das Thema Hochsensibilität auf einer Psychotherapie-Website zu finden und es war aufregend, diesen unkonventionellen Schwerpunkt auf meiner Seite anzugeben!

Alles weitere zu meiner psychotherapeutischen Arbeit auf www.psychotherapie-happel-berlin.de

Stephanie Hollstein

Stephanie Hollstein

Stephanie Hollstein

lebt und arbeitet freiberuflich als Personal und Business Coach sowie als psychologische Beraterin in Düsseldorf und Meerbusch. Sie ist als Dozentin für verschiedene Firmen und Weiterbildungsinstitute tätig, u.a. für die Deutsche Heilpraktiker Schule in Essen/Mülheim.

Nach ihrem Studium der Sprachwissenschaften, Politologie und Wirtschaftswissenschaften arbeitete sie 14 Jahre als Marketingleiterin und stellv.  Geschäftsführerin für einen Wirtschaftsverband der Medienbranche.

Nach vielen Jahren in diesem Job spürte sie das Bedürfnis, ihrem Leben eine neue  berufliche Richtung zu geben. 2009 absolvierte sie ein Verbundstudium zum Personal Coach / Psychologische Beraterin und ließ sich zum NLP-Practitioner und NLP-Master ausbilden. Zusätzliche Weiterbildungen aus den Bereichen Business Coaching und Mentaltraining folgten. 2011 ging sie den Schritt in die Selbständigkeit. Ihr Themenschwerpunkt ist das Coaching von hochsensiblen und introvertierten Menschen. Weitere Schwerpunkte ihrer Tätigkeit sind: Berufliche Neuorientierung, Umgang mit Stress, Belastungen und Krisen, Burnout-Prävention und Persönlichkeitsentwicklung.

Coaching & Hochsensibilität

Die Arbeit mit hochsensiblen und introvertierten Menschen im Coaching ist mir ein besonderes Anliegen, da auch ich selbst zu dieser Menschengruppe gehöre. Viele Jahre war mir dies nicht bewusst und oft haderte ich mit mir oder meinem Verhalten. Ich sah mich – sowohl im privaten als auch im beruflichen Umfeld – vielfältigen Hürden und Herausforderungen gegenüber, sie für mich sehr belastend waren.

Erst die Auseinandersetzung mit dem Thema Hochsensibilität hat mir die Augen geöffnet und vieles in meinem Leben hat sich seither verändert. Ich bin zufriedener mit mir selbst, ich habe meine persönlichen Fähigkeiten erkannt und kann diese – nicht nur in meinem Beruf – einsetzen, ich weiß viel besser als früher, welche Situationen und Menschen mir gut tun und wann ich gut auf mich acht geben muss.

Aus meinen eigenen Erfahrungen und meiner persönlichen Entwicklung habe ich auf der Grundlage verschiedener psychologischer Methoden eigene Ansätze erarbeitet, die Hochsensible im Coaching unterstützen können. Es geht darum, ihre Besonderheit als Potential zu erleben, ihre Achtsamkeit und Selbstwahrnehmung für ihre Bedürfnisse zu stärken, mehr Selbstvertrauen zu entwickeln und ausgeglichener zu werden. Hieraus ergibt sich ein entspannterer Umgang mit den ständig auf sie einwirkenden Reizen, eine Steigerung der Stress-Resilienz und eine „typgerechte“ Burnout-Prävention.

Gerade hochsensible Menschen, die zu mir in die Praxis kommen, leiden oftmals in ihrem privaten und beruflichen Umfeld, weil sie sich dort verstellen müssen und sich nicht entsprechend ihrer persönlichen Bedürfnisse und besonderen Fähigkeiten entfalten können. Häufig sehnen sie sich nach einer anderen Umgebung, um sich wohl zu fühlen. Deshalb biete ich in meiner Coachingpraxis meinen Klientinnen und Klienten  Unterstützung bei der Entwicklung neuer beruflicher oder privater Ziele an.

Ein weiteres Feld meiner Beratungspraxis ist der Bereich Kommunikation. Ich vermittle meinen Klientinnen und Klienten Kommunikationstechniken sowie Ansätze, um sich besser abgrenzen zu können und entspannter mit Konflikten umzugehen.

Ich erlebe immer wieder, dass meine Klientinnen und Klienten oft schon während der gemeinsamen Arbeit darüber berichten, dass sie sich schon nach kurzer Zeit besser fühlen. Sie spüren eine Erleichterung, weil sie jemanden gefunden haben, der ihre alltäglichen Herausforderungen aus eigenen Erfahrungen nachvollziehen kann und mit ihnen an einer veränderten Wahrnehmung des eigen Selbst arbeitet. Sie fühlen sich ausgeglichener, zufriedener und erleben häufiger tiefgehende freudige Momente – alleine und auch im Kontakt mit anderen Menschen.

Die websites von Stephanie Hollstein: www.auf-ins-glueck.de und www.stephanie-hollstein.de

Reimar Lüngen

Reimar Lüngen

Reimar Lüngen

Jahrgang 1961, hochsensibel, aufgewachsen in Berlin (Ost). Viele Jahre lang tätig in der Datenverarbeitung. Nach der Wende Umzug nach Hamburg. Hier begann – berufsbegleitend – der lange Weg zum Coach:

  • Mentorenschule bei Power Management Team (heute: xpand)
  •  Lizensierungsseminar für das DISG Persönlichkeitsprofil bei DISG Training (heute: persolog)
  •  Abgeschlossenes Studium der Christlichen Psychologie an der IGNIS-Akademie Kitzingen (Diplomarbeit zum Thema Berufung)
  •  Ausbildung zum Psychologischen Berater/Personal Coach bei Dr. Björn Migge, Porta Westfalica
  •  Fortbildung zum Systemischen und Berufungscoach bei Prof. Dr. Alexander Kaiser, Wien

Datenverarbeitung und Coaching – wie paßt das zusammen? Bei aller Faszination für das Technische entdeckte ich schon früh, dass das Interessanteste an der EDV der Mensch ist, der mit dem Computer arbeitet. Mich in das Denken und die Arbeitsweise der künftigen Nutzer meiner Programme hineinzuversetzen und damit besonders anwenderfreundliche Software zu schaffen, war für mich viele Jahre lang eine spannende und erfüllende Herausforderung. Es war zweifellos meine Berufung.

Später brachte eine Zeit der Arbeitslosigkeit die Wende: Ich sattelte um und wagte mit 35 Jahren ein Vollzeitstudium der Christlichen Psychologie an einer überkonfessionellen Privatakademie. Wieder das gute Gefühl, in meiner Berufung zu sein. Ich entdeckte die Bibel neu als Quelle jahrtausendealten und doch hochaktuellen Wissens über den Menschen – ein Reichtum, von dem ich immer wieder als Coach profitiere. Berührt von der erneuten Erfahrung des Berufenseins entstand eine Diplomarbeit über das wissenschaftlich schwer erfaßbare Phänomen Berufung, die inzwischen in Buchform erschienen ist.

Reimar Lüngen Berufung
Das Buch ist unter anderem bei Amazon erhältlich (Klick auf das Bild)

Nach dem Studium bildete ich mich weiter zum Berufungscoach und unterstütze seither Menschen von diesem ungewöhnlichen Ansatz aus, ihren Platz im Beruf zu finden. Was im Coaching passiert, läßt sich am schönsten mit den friesischen Worten „klaar kimming“ umschreiben: „Weiter Horizont“. Wer die unfaßbare Weite der nordfriesischen Inseln kennt, weiß, wie befreiend es ist, aus der Enge der Situation und der Enge des Denkens in eine neue Weite mit ihren neuen Möglichkeiten zu stoßen.

Dem Begriff Hochsensibilität bin ich erst einige Jahre später begegnet. Er krempelte mein Leben und meine Arbeit um – ich stellte fest, daß nicht nur ich es war, sondern auch viele meiner damaligen Kunden waren es. Es faszinierte mich zu entdecken, wie geradezu lebenswichtig für Hochsensible die schwierige Suche nach dem eigenen Platz im Leben und im Beruf ist. Was lag näher, als nun das Berufungsthema gezielt in den Dienst der Hochsensiblen zu stellen?

Weil Berufung eher eine Reise als ein Ziel ist, bewegt auch mich selbst inzwischen wieder die Frage: „Nun stehe ich hier – und wie geht es jetzt weiter?“ Der faszinierende Gedanke verdichtet sich in mir, mit den Praxiserfahrungen aus den Coachings auch gezielte Impulse in die Wirtschaft zu setzen. Getrieben von Beschleunigung, Globalisierung und Digitalisierung braucht sie den orientierenden und korrigierenden Input der Hochsensiblen dringender als je zuvor. Die Zeit ist reif. Es muß endlich zusammenkommen, was zusammengehört.

Die website von Reimar Lüngen: www.klaarkimming.org